Naturlandschaft Trotz Urbarmachung ist die Tallandschaft
wohl auch wegen der ständigen Überschwemmungen im fast ursprünglichen
Zustand erhalten geblieben. Noch heute gibt es Wiesen mit reinem Riedgräserbewuchs.
Da sich diese Gräser nicht als Futterpflanzen eignen, wurden die Riedwiesen
früher jedes Jahr im Herbst gemäht und getrocknet und als Streugut
verwandt, man sprach daher von Streuewiesen. Die kaum trocken zu bekommenden
Wiesenstücke nannte man „Dubben“ = überwachsener Sumpf, schwimmendes
Grasland. Heute werden Streuewiesen und Dubben kaum noch bewirtschaftet. Das Niedermoor Das Flußbett der abfließenden Aue durch
das Elburtal, durch die heutige Marsch, wurde mit Lu (Lühe) bezeichnet.
Die Aue hat heute z. B. bei Wilke eine Breite von 5 m. Im verschlickten
und versandeten Urtal der Aue, das im überwiegenden Teil des Jahres
immer wieder überschwemmt wurde, bildete sich durch ständigen Wasserüberschuß
und in den stehengebliebenen Wasserlachen ein nährstoffreiches Niedermoor,
in dem sich vor allen Erlen ansiedelten. Die Auftorfung des Moores
führte wieder zum Absterben der Erlen, weil sie mit ihren Wurzeln
die wasserführenden Schichten in der Tiefe nicht mehr erreichten.
Nachfolger waren Torfmoose, die später durch typische Niedermoorpflanzen,
wie Röhricht (plattdeutsch: Burnpesel), Schilf, Riedgräser (Seggen),
Sumpfdotterblume usw. ergänzt wurden. Diese nasse Randmoorzone wurde in Urzeiten
wegen ihrer Unwegbarkeit gefürchtet und gemieden.
Ein später Zecher Noch im Jahre 1705 ist hier im Auetal
ein Mann ertrunken, ein später Zecher, der vom Weg abgekommen war.
Im Kirchenbuch von Horneburg vom 20.11.1705, (siehe auch die Bliedersdorfer
Chronik S. 104) wird wörtlich berichtet: „Cord
Corleß alt 46 Jahr: Dieser man ist des Sonntags Morgenß für die Predigt
nach Bliedersdorff gangen, und als er abends, etwa umb 7 Uhr aus Deen,
deß Krügerß in Bliedersdorff Hause weggegangen, ist er auf solcher
Wiederkehr in dem finstern abend von dem Hornebürgischen wege abgekommen,
und nach der Düringsschen Mühlen=Dam gerathen, und ist bey Anfang
des Dammeß in einen Graben gestürzet, und deß anderen Morgenß in dem
Waßer stehend todt gefunden worden.“
Das Fließgewässer Aue war mit Fischen
reich gesegnet: Aal, Hecht, Bachforelle (Weißforelle) oder Bachneunauge
waren in großen Mengen zu finden. Auch kleine Stichlinge mit Stachelflossen,
bei denen das Männchen zur Laichzeit buntgefärbt aussieht (Hochzeitskleid),
gehörten zur großen Fischfamiie der Süßwasser-Aue. Als Kinder fingen
wir mit den bloßen Händen Stichlinge und verwahrten sie in einem großen,
wassergefüllten Einwegglas. Auch die Wollhandkrabbe, 1912 aus China
eingeschleppt, machte sich im Süßwasser der Aue breit. Sie war mit
ihren dichtbehaarten Scheren und Beinen ekelerregend. Ich weiß noch,
daß wir Kinder uns beim Baden vor diesen Viechern gefürchtet und geekelt
haben. Wenn Willi Weichert, früherer Einwohner von Postmoor, mit dem
Boot seine Aalkörbe gezogen hatte, so gehörten neben Aalen auch zahlreiche
Wollhandkrabben zu seinem Fang. Die Wollhandkrappen wandern zur Fortpflanzung
wie die Aale ins Meer. Aale wurden viel gefangen. Noch in der Zeit,
als unsere Väter beim Kleigraben Schlick und Modder auf's Stück (auf
die Wiese) warfen, gelangten zahlreiche Aale mit an Land, die wir
als Kind mit den bloßen Händen fangen mußten; das war nicht immer
ganz leicht, da sie ja so glitschig und wendig waren, und manch einer
war schnell wieder im Wasser. Manch voller Eimer aber kam zu Muttern
für Aalsuppe und Smuttaal nach Hause. Eine wahre Delikatesse für den
sonst nicht so üppigen Speiseplan. Der Geestrand zum Auetal Zwischen den Anhöhen des Töfen- und des
Hangkamps erstreckte sich eine Niederung bis in die Teichlandschaft
von Herwig Mehrkens. Im 18.Jh. gehörten diese Teiche zum Besitz
des Adeligen von Schulte und wurden mit „Gretchenwartsteiche“ bezeichnet.
Das Grundwasser aus diesen Kamps sowie Oberwasser von ihren Hängen
drängte von den Wasserscheiden durch diese Niederung in die Teiche
und weiter zur Aue. Auch von den uns zugeneigten Flächen der Ländereien
des Schragenbergs und "Auf dem Siedenkamp" suchte das
Wasser über eine langgezogene Mulde oberhalb der Kamps seinen Weg
in Richtung Aue. Noch heute leiten die in der Urzeit gewachsenen
Wasserscheiden das Wasser, allerdings durch Menschenhand teilweise
beeinflußt, in diese Richtung. Zwischen Auetal und den dorthin flach
auslaufenden Hängen wie auch auf den sandigen Flächen der Kamps
zierten große Heideflächen (Besenheide) unseren Landstrich. Regelmäßig
wurden diese Heideflächen von Schafen beweidet. Nur wenige Relikte
dieser Besenheide säumen noch heute den Koppelweg am Talrand zwischen
Hang- und Aaskamp. Ortsbestimmende Kamps Kamp heißt soviel wie abgegrenztes Ackerland,
waldfreie Feldmark Im Bereich des heutigen Postmoor erstreckt
sich zum Auetal abfallend eine leichte Hügellandschaft. Zwei Landzungen,
die später mit "Tövershen-Kamp (Töfenkamp = nd: warten)"
und "Auf den Hann Kamp (Hangkamp)" bezeichnet werden, bilden
zusammen mit dem Auetal den Standort unserer späteren Ansiedlung.
Sie sind ortsbestimmend für uns. Wenn wir uns einmal die Dorfstraße
und die Einmündung zum Hangkamp, die künstlich aufgeschütteten Dämme
der Eisenbahn und der B73 sowie Abgrabungen und die Bebauung wegdenken
und uns nur an den natürlich ansteigenden Höhen orientieren, so sind
noch heute die Konturen der Urlandschaft gut zu erkennen. Postmoor um 1700 Inmitten der weiten Heide- und Sandflächen
bewirtschafteten bereits Bliedersdorfer Bauern, u. a. die Vorfahren
von Edgar Bellmann, Ackerflächen auf der sog. "Bliedersdorfher
Länderey". Die Kurhannoverische Landeskarte zeigt sogar, in
welche Richtung gepflügt worden ist. Noch heute sind größtenteils
diese Pflugrichtungen beibehalten worden. Alle Kamps weisen unterschiedliche
Richtungen auf. Am 15. April 1709 wurde für das Horneburger
Gut 5 (von Schulte/Ido von Düring / Ulmenstein) eine Höfebeschreibung
ausgefertigt, die den seit 1617 bestehenden Zustand wiedergibt. Folgende
genannte Bauern hatten damals Ländereien in Postmoor:
Veränderung der Kamps Der Töfenkamp mit seinen Ausläufern ist
heute von Mehrkens/Höft/Bollmeyer bis Blohm/Rieger bebaut. Von Höft
bis Blohm wurde die gewachsene Anhöhe bis zu Bollmeyer/Sandberg
abgetragen. Mit der Trassierung der Straße nach Bliedersdorf im
Jahre 1847 begann im größerem Umfang auch die Sandabfuhr aus der
Sandgrube am Hangkamp. Der Hangkamp grenzt noch heute unbebaut
nordwestlich direkt an die Auewiesen und westlich bis an den Aaskamp.
Dieser Teil des Hangkamps steht zusammen mit dem Auetal unter Landschaftsschutz. Unser kleiner schöner Wanderweg um den
Hangkamp verbindet das Auetal mit der Geest. Er wird gerne als Spazierweg
in Anspruch genommen. "Eenmool um Pudding, wi wi so seggen
doot". Brüggmann, Klindworth (Fick) und Bellmann
bauten als erste auf den Anhöhen des Hangkamps. Geburtsstunde In der Ratssitzung am 29. Januar 1947
hatte Ratsherr Johannes Feindt aus Postmoor angeregt, „die abgegrabene Fläche der Sandkuhle in Postmoor, welche der Gemeinde
Bliedersdorf gehört, zu Siedlungsbauten zur Verfügung zu stellen.
Dieser Vorschlag wurde einstimmig von der Gemeindevertretung angenommen“,
usw. Der Architekt Friedrich Gerken aus Buxtehude
brachte die Planungsabsicht zum Erfolg.Und somit entstand von 1948 bis in die
50er/60er-Jahre in der abgetragenen Sandgrube der erste Abschnitt
der Hangkamp-Siedlung. Ab 1970 folgte die Bebauung der anderen Straßenseite
auf den Ackerflächen von F. Höft, H. Rieger u. J. Feindt. Mit der
Fertigstellung des Hauses Elzer im Jahre 1978 galt die Ansiedlung
des Hangkamps als abgeschlossen ergänzt allerdings noch 1994/95
durch ein Fünffamilenhaus mit der Hs. Nr. 2. Landschaftsschutzgebiet Am 13.06.1980 wurde das Auetal zum Landschaftsschutzgebiet
- STD 5 - erklärt. Es umfaßt eine Größe von 2.589 ha. Heute ist man
bemüht, weite Teile des Auetales unter Naturschutz zu stellen. Das
Land Niedersachsen erwirbt z.Zt. jährlich Flächen im Werte von ca.
DM 1 Mio. Die Landwirte erhalten Preise von DM 0.80 bis. 1,00 je m².
Auch haben sich Landwirte z. B. in Issendorf zur Existenzsicherung
die Auewiesen gegen gutes Ackerland 1:1 tauschen lassen. Heute kann man bestenfalls noch erahnen,
wieviel Mühe und Schweiß es gekostet hat, das Niedermoor der Aue in
fruchtbare Kulturwiesen zu verwandeln. Durch Entwässerungsarbeiten
und sonstige Bodenverbesserungen, wie z. B. durch jährlich wiederkehrendes
Sandauffahren in den Wintermonaten wurde dieses Ziel unter großen
Anstrengungen erreicht. Heute erleben wir, wie die von unseren Vorfahren
vor 200 Jahren kultivierte Landschaft wieder zur ursprünglichen Naturlandschaft
zurückentwickelt wird.
Naturschutzgebiet Aus dem Landschaftsschutzgebiet "Auetal" zwischen Kakerbeck und Horneburg wurden 755 Hektar in einer Breite von 500 bis maximal 1000 m unter Naturschutz gestellt. Die größte Breite von 1 Km erreicht das Schutzgebiet bei Postmoor. In einer Feierstunde am 30.06.1997 beim Gut Daudiek verlieh Umweltministerin Monika Griefahn offiziell den Naturschutzstatus für das Gebiet "Aueniederung und Nebentäler". Gleichzeitig startete der "Verein zur Förderung von Naturerlebnissen unter der Schirmherrschaft von Hiltrud Schröder das Programm "Naturerlebnis Auetal". Der Eisvogel, der in geringer Anzahl hier noch lebt, wurde mit den Worten von Frau Schröder: "wo er überlebt, können auch unsere Kinder leben" zum Wappentier für das Auetal erklärt.
Das Naturschutzgebiet "Aueniederung und Nebentäler" wurde gemäß Antrag des Landes Niedersachsen vom 15.06.1997 in das europäische Schutzgebietssystem der "Natura 2000-der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) aufgenommen. Die Aue wird als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen, dass beschloss der Umweltausschuss des Landkreises Stade. Lt.Tageblatt vom 05.12.2006. werden die Flächen rechts und links der Aue von Ahrensmoor bis zum Mittelkanal in Horneburg als Überschmemmungsgebiet geführt. In diesem Bereich darf nicht gebaut, und das Grünland darf nicht für den Ackerbau umgebrochen werden.Ein alter Kampf zwischen Geest und Marsch wird hiermit einer Befriedung zugeführt. In der Sitzung am 09.07.2007 beschließt der Kreistag einstimmig dass die Auelandschaft zwischen Ahrenswohlde und dem Horneburger Mittelkanal als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen wird und erlässt eine entsprechende Verordnung. Die neue Verordnung ist in den Ratshäusern und beim Kreis einzusehen. Der Kreis vollzieht damit eine neue Bundesregelung zum Hochwasserschutz. In Liebe zu Postmoor Heinrich Voigt
beschreibt in liebevoller Weise sein Postmoor in dem Gedicht „Heimat“ Heimat Über Felder, über Wiesen
Meine Heimat hoch in Ehren
Wohl die Welt ist zu bewundern,
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