Die komplizierten Grenzen

 

Historischer Grenzverlauf

Steinbeck und Aue/Lühe bildeten seit Urzeiten eine historische Grenze im Grenzverlauf der Gemarkung Bliedersdorf und somit auch für Postmoor.

Seit undenklichen Jahren , so vermerkt in einer Akte aus dem „von Dürings-Archiv, 24.3 und 24.4 von 1684“, wird der süd- und westliche Grenzverlauf des Gerichtsbezirkes „Up de Delm“ im Bereich von Bliedersdorf u.a. wie folgt beschrieben:: „in den Steinbeck, den Steinbeck entlangst, biß in die Aue, die Aue entlangst durch die Stofflethen Brügge zu Horneburg “ usw.   

Schon seit  altsächsischer Zeit, im 3. bis 8. Jh. n. Chr. war unsere Heimat in Gaue aufgeteilt. Bliedersdorf gehörte zum Gau Mosidi. Dieser Gau, auch Moswidi genannt (Mos =Moor/Moos; wid = Wald),  umfaßte mit 75 Ansiedlungen das Gebiet zwischen Steinbeck-Aue/Lühe und Seeve. Begrenzt im Norden durch die Elbe, im Osten vom Bardengau, im Süden vom Gau Sturmi und im Westen vom Gau Heilanga.

Auch in der anschließende karolingischen Zeit blieb dieser Grenzverlauf unangetastet.

Am 29.06.786 stiftete Karl der Große das Bistum Verden und bestimmt dessen Grenzen. Auch hier wurden Steinbeek und die Aue/Lühe  u.a. in der Stiftungsurkunde als Grenzverlauf benannt.

Am 14.07.788  als Karl der Große das Bistum Bremen stiftete und ebenfalls die Grenzen dieses Sprengels bestimmte, wurden hierbei wiederum als Grenzverlauf u.a. Steinbeek und Aue/Lühe genannt. (Bremen links- und Verden rechtsseitig von der Quelle aus gelegen)

In den Jahren von 929 bis 976 verwaltete Graf Heinrich I -Calvus der Kahle- mit Sitz in Harsefeld die Gaue Heilanga und Mosidi. Die um 970 von ihm errichtete Burg in Harsefeld war so plaziert, daß von ihr aus das Steinbeck- und Auetal gut einzusehen war. Graf Heinrich II. der Gute regierte dieses Gebiet von 976 bis 1016. Eine Veränderung der Gaugrenzen hat es auch hier nicht gegeben.

Bliedersdorf zählt zu den ältesten Ansiedlungen im Niederelbegebiet. Iwan de Blidistorp, seit 1196/97 urkundlich nachgewiesen, Namensgeber des Kirchspiels Bliedersdorf, war u.a.  Gerichtsherr in dem genannten Gericht up de Delm.  

Im Mittelalter als noch Wegezoll erhoben worden ist, stand am Übergang über die Steinbeckgrenze, bei dem heutigen Gasthaus auf Hohebrügge, eine Wegegeldstation. Auch aus der alten Bliedersdorfer Glockensage wissen wir, daß die Bargstedter die Grenze über den Steinbeck, der vom wilden Moor kommt, mit der Glocke von der Bliedersdorfer Kirche nicht überqueren konnten.

Noch heute bilden Steinbeck und Aue die  Grenze zwischen Bliedersdorf  auf der einen und Harsefeld und Issendorf auf der anderen Seite. Auch die Samtgemeinden Horneburg und Harsefeld werden im Raum Bliedersdorf noch heute in ihren Verwaltungsbereichen durch diese historische Linienführung begrenzt. 

- Geographische Lage -

Abgrenzung zu Bliedersdorf

Postmoor ist ein Ortsteil der Gemeinde Bliedersdorf, die wiederum seit 1970 zur Samtgemeinde Horneburg gehört.

Postmoor wird im Süden durch eine Wasserscheide entlang einer Tallage zwischen Hangkamp einerseits und Sieden- und Aaskamp andererseits zu Bliedersdorf abgrenzt. Diese Grenze setzt sich durch die Postwiesen bis zur Aue fort.

Die westliche Grenze zu Horneburg

Von dieser Stelle stromabwärts bildet noch ein kurzes Stück die Aue, anschließend der Lauf der alten Aue bis kurz vor der B73 und dann bis zu den s. g. Überfallwiesen wieder die Aue die westliche Grenze zu Horneburg. Die Überfallwiesen reichen bis kurz vor den heutigen Auedamm. Der zu Urzeiten festgelegte Grenzverlauf „Mitte Aue“ bedeutet auch, daß die alte Aue das ursprüngliche Flußbett der Aue dargestellt hat. Die westliche Verlegung der Aue an dieser Stelle hängt mit der Wasserzufuhr zur alten „Dürings-Mühle“ im 16.Jh. zusammen.

Die nördliche Abgrenzung zu Horneburg bildet der „Große-Wiesen-Damm“, der von dem Haus unseres Erstbürgers in schräger Linie über die später erstellten Trassen der Bahn und der B73 am Tivoli vorbei bis ebenfalls zu den Überfallwiesen vor Horneburg verläuft.

Der „Große-Wiesen-Damm“ hat in früheren Zeiten eine wichtige Verbindung zwischen Horneburg und Bliedersdorf dargestellt. Die Wegeverbindung hat durch die Zerschneidung von Bahn und der B73 an Bedeutung verloren.

Am 30.12.1930 z. B. pachtete Johann Winkelmann ein Teilstück des Weges und bewirtschaftet es zusammen mit seinen Postteilwiesen.

Zwischen dem alten Friedhof und Hauschild's Tivoli ist heute noch der Anschlußweg zu diesem Dammweg erkennbar vorhanden.

Das Gelände zwischen diesem „Große-Wiesen-Damm“ und der Vordermühle gehört ebenfalls zu Horneburg und wird als Moorkamp bezeichnet. Dieser Moorkamp umfaßt mithin auch die Fläche des neuen Teiches von Wilke und den Zipfel von Blohm's Weide diesseits der B73. Interessanterweise liegt dieser Teich gänzlich in Horneburg und wird im Westen und Osten von Postmoor eingegrenzt. Die Hauswiese hinter dem alten "Schapp" mit dem jetzigen Wohnhaus sowie das Gasthaus "Auetal", das Bahnwärterhäuschen und das Straßenstück zwischen B73 und Bahnübergang gehören neben der Vordermühle dagegen wieder zu Postmoor

In der Bliedersdorfer Chronik heißt es u. a. auf S. 104/ Gerichtsklagen, lt. Register vom 01.02.1703:

„Marx Hinrich klaget, daß alß Er von letztmahligen Kirchmeister (?) zur Horneburg wieder nach Hause gehen wollte, hätte er sich mit seiner frawe undt Kindern bey dem Mohr-Kamp nieder gesetzet, da wehre der Buchbinder auß Buxte-Hude nahmens Andreas Hinrichs auß der Mühle im Vohrde gekommen“, (usw., d. Red.).


Grenze zum Schragenberg

Von dem letzten Zipfel im Südosten des Hangkamps, dort, wo das vielseitig genutzte ältere Haus, Hangkamp 30, frei in der Landschaft steht, älteren Postmoorern noch als Abdeckerei bekannt, verläuft in schräger Richtung bis zur B73 die Grenze zwischen Postmoor und unseren östlichen Nachbarn, Schragenberg. Sie läßt zunächst den Sieden- und Heidekamp, die zum Schragenberg/Nottensdorf gehören, durch einen s. g. Scheidengraben rechts liegen.

Diese Grenzziehung wurde erst im Mai 1851 zwischen Nottensdorf und Bliedersdorf vereinbart. In dieser Vereinbarung heißt es u. a.: Es...„stellte sich eine Begradigung der höchst unregelmäßigen Grenze zwischen beiden Dorfschaften als sehr wünschenswert dar und standen derselben um so weniger Schwierigkeiten entgegen, da der Herr General-Major von Düring in beiden Gemeinden bedeutende Grundbesitzungen hat, und sich bereit erklärte, dassjenige Areal, welches bei Ermittlung einer zweckmäßigen Grenze von Bliedersdorf an die Nottensdorfer Gemarkung hinangelegt werden müsse, für das Gut Nottensdorf zu übernehmen, und sich dasselbe auf seine Abfindung für seinen Bliedersdorfer Vollhof bei der dortigen Theilung kürzen lassen.“

Die Grenzziehung zwischen Postmoor und Schragenberg wurde wie folgt beschrieben: „von einem nördlich von des Anbauers Bösch belegenen Punkte an der Stade-Buxtehuder Chaussee geht dieselbe südwestliche in gerader Richtung bis auf die westlich des alten Apenser-Weges“ (usw., d. Red.). (Bösch = Holst/Rieger, heute Rinck, gehörte vor 1851 zu Postmoor, d. Red.)

Vordermühle gehört zu Postmoor

Am 28.04.1845 stellte der Müller Otto Wilhelm Heitmann von der Vordermühle während der „Theilung der Bliedersdorfer Gemeinheitsflächen“ den Antrag, seine Mühlenwiese vor Horneburg mit in die Bliedersdorfer Gemeinheit zu „berechtigen“. Da er gleichzeitig einen Vollhof in Bliedersdorf besaß, wurde seinem Antrag stattgegeben. Somit gehören seit 1855 die Stellen „Vordermühle“ und „Brüggmanns Schapp“ wieder zu Postmoor/Bliedersdorf.

Von der B73, unterhalb der westlichen Hofgrenze von Rinck, weiter zwischen Mühlenteich und - Wiese und entlang des Mühlenbecks bis zur Wegegabelung am Sportplatz (Schützenweg/ Industriestraße) grenzt Postmoor an Nottensdorf/Hopfenhöfen.

Von dieser genannten Mühlenwiese mit Blick zum Hopfenhöfen beschrieb Heinrich Voigt in einem Gedicht unser dörfliches Kleinod „Postmoor“.

Postmoor

Heut´ ging ich auf den lieben Fluren,
Wo ich als Kind so oft geweilt,
Sucht’ nach vergangener Tage Spuren,
Und meine Sehnsucht ist geheilt.

Dort ist die große, schöne Wiese,
Begrenzt vom Mühlenbach und Teich,
Und auch die liebe, alte Mühle,
Woran Erinnerung mir so reich.

Hier sehe ich die Hopfengärten,
Von Eichenbäumen eingefaßt,
Wo viele fleißige Leute weilen,
In Arbeitslust ohn’ Ruh’ und Rast.

Und dort das Moor, die grünen Matten,
Die alle mir so lieb und wert !
Die vielen Sängervögel hatten
Mir heute ein Konzert beschert.

Hier ruh’ ich aus, hier mag ich liegen,
Das ist mein liebes Heimatland!
Nun kann ich lachen, kann ich singen,
Weil nirgends ich schöner fand.

Die Grundstücksgrenze zwischen der Vordermühle und den Grundstücken am Schützenweg bildet heute die Nahtstelle zwischen Postmoor und Horneburg. Früher grenzte Bliedersdorf hier an die Realgemeinde Bullenbruch, übrigens die einzige gemeinsame Grenze zwischen Bliedersdorf (Postmoor) und dem Bullenbruch. (s. besonderen Bericht „Poggenpool“)

Auf der anderen Seite des Mühlengrundstükkes bildet die hofseitige Kastanienbaumreihe, die vom Bahnübergang entlang der Straße verläuft, die Grenze zu Horneburg (siehe Moorkamp). Diese Straße, die Kreisstraße 36, verläuft daher ab Bahnübergang auf Horneburger Terrain.

Aus Mühlenbeck wird Mühlenbach

Vom Grenzpunkt der Wegekreuzung Schützenweg/Industriestraße entlang des Sportplatzgeländes und weiter im weiten Bogen bis zum Mittelkanal nimmt der Mühlenbeck den Namen „Horneburger Mühlenbach“ an. Der Horneburger Mühlenbach ist im Vergleich mit der Aue ein Gewässer II.-Ordnung, der Mühlenbeck dagegen ein Gewässer III. Ordnung.

Entlang des Sportplatzes und durch des Gewerbegebiet ist der Horneburger Mühlenbach inzwischen verrohrt worden.

Grenznahe Nachbarschaftshilfe

Folgende Begebenheiten bezeugen wahre Nachbarschaftshilfe: Jahrelang hat die Gemeinde Bliedersdorf die Unterhaltungsarbeiten und im Winter den Streudienst an der Straße jenseits des Bahnüberganges vor dem Grundstück "Vordermühle" durchführen lassen.

Ältere Mitbürger werden sich erinnern, daß der Steinsetzer Johann Winkelmann sehr oft für die Gemeinde Bliedersdorf das Kopfsteinpflaster dieser Straße ausgebessert hat, sicherlich sehr zur Freude von Horneburg!

Postmoor - Ortsteil von Horneburg?


In den 50er Jahren wurde im Gebiet zwischen Stade und Buxtehude ein Aufsiedlungsplan beraten, der aber nie zum Tragen gekommen ist. Der Rat der Gemeinde Bliedersdorf hat diesen Plan in der vorgelegten Fassung am 22.07.1955 einstimmig abgelehnt und nicht unterschrieben, mit der Begründung, die Eingemeindung von Postmoor nach Horneburg nicht anzunehmen.


Wegen der komplizierten Grenzführung hier noch einmal ein Kartenausschnitt:

grün: Alter Verlauf der Aue
blau: Wegen der Dürings-Mühle wurde der Flußverlauf umgeleitet
gelb: Wurde am 23. 1. 1953 von Gemeinde Bliedersdorf an Horneburg abgetreten

1991 Widerspruch gegen Grenzänderung

(Auszüge aus dem STADER TAGEBLATT)




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