Der Klapperstorch bei uns zu Haus

Nicht nur ein gern gesehener Gast war und ist der Storch, nein, schon zu Urzeiten war er hier heimisch, also weit vor der Zeit, bevor unsere Vorfahren sich hier ansiedelten. Der Weißstorch, Meister Adebar, plattdeutsch auch „Ebää“ oder auch liebevoll Klapperstorch" genannt, ist für unser Postmoor ein Symbol seiner noch intakten Umgebung. Den Namen Klapperstorch hat ihm sein lautes Schnabelklappern eingebracht, das besonders bei der Ankunft des Partners am Horst zu hören ist. Wer kennt es nicht, das Märchen vom kinderbringenden Klapperstorch! Er gilt schlechthin als Glücksbringer und Symbol der Fruchtbarkeit. Der Weißstorch gehört zu den wohl bekanntesten Vogelarten überhaupt. Mit einer Größe von rund 100 cm und einem Gewicht von ca. 3,5 kg zählt er zu den größten einheimischen Brutvogelarten. Auffällig ist auch sein schwarzweißes Gefieder, der etwa 16 cm lange rote Schnabel und die roten Beine. Ende März/Anfang April kommen die Störche nach der Überwinterung in Afrika in unsere Gegend. Zuerst kommt der männliche Partner als Quartiermacher und räumt das alte Nest sauber, und nach ca. einer Woche kommt das Weibchen hinterher. Ein Gelege hat drei bis fünf weiße Eier, das abwechselnd von beiden etwas über einen Monat bebrütet wird. Die Jungen bleiben bis zu 60 Tagen im Nest und werden von beiden Altvögeln gefüttert. Bei uns umfaßt das Storchenrevier das Auetal und den Bullenbruch. Die Jungstörche bleiben bis zum Abflug ins Winterquartier, meist im August, in ihrem elterlichen Horst und fliegen dann mit anderen Storchenfamilien gemeinsam über Frankreich, Spanien nach Afrika, insbesondere Südafrika. Bis zu 300 km legen sie täglich bei ihrem Flug in den Süden zurück.

Der Klapperstorch
(Im Jahre 1990 konnte das TAGEBLATT zuletzt vom Storch auf dem Mühlenschornstein berichten)

Leider werden sie immer weniger! Schon im Jahre 1859 kamen sehr viel weniger Störche als sonst üblich zurück. Es soll nicht einmal der zwanzigste Teil der früheren Anzahl gekommen sein. Die Ursache wurde nie aufgeklärt. Noch vor Jahren nistete ein Paar auf dem alten Schornstein der Vordermühle. Vor 50 Jahren hatte ein Storchenpaar bei Hein Rieger auf’m Strohdach sein Quartier, was dann später auf den davor stehenden Eichbaum von Menschenhand umgesiedelt wurde. Die Störche nahmen das neue Domizil auch an und bewohnten es noch Jahre. Obwohl die Feuerwehr von Jahr zu Jahr die Krone des Baumes gestutzt hatte, blieben die Störche eines Frühjahres aber aus. Starke Entwässerungen, verstärkter Einsatz von Kunstdünger und Spritzmitteln haben mit dazu geführt, daß die Nahrungsgrundlage für Störche vermindert wurde. Auch auf dem Flug von und nach Afrika wird ihnen sehr nachgestellt, was auch ihren Bestand gefährdet. Überdies verunglücken jedes Jahr viele Störche - vor allem Jungstörche - an Hochspannungsleitungen. Wegen eben dieser großen Gefahr hat das Überlandwerk dankenswerterweise die Hochspannungsleitung durch das Auetal abgebaut und dafür ein Versorgungskabel verlegt Von den 338 Paaren, die im Jahre 1934 im Landkreis Stade brüteten, sind nur noch 23 Paare übriggeblieben! Die Wahl des Weißstorches zum Vogel des Jahres 1994 sollte auf die starke Gefährdung dieser Vogelart und ihres Lebensraumes aufmerksam machen. Tragen auch wir dazu bei, daß uns dieser zu uns gehörende große Vogel nicht ausstirbt. Es geht hierbei nicht um irgendeinen Vogel, sondern um einen, der seit Jahrhunderten tief im Volksgut verwurzelt ist und unseren Nachkommen nicht nur in Kinderliedern erhalten bleiben sollte!

Zeitungsartikel Klapperstorch
(So berichtete am 13. 4. 1935 die HORNEBURGER ZEITUNG über die Rückkehr der Störche)


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