Die Lohgerberei
1908 verlegte Karl Weichert seine Lohgerberei
von Horneburg, Vordamm, nach Postmoor in das heutige Haus, Hangkamp
30. Gastwirt Weichert hatte dort 1907 eine größere Ackerfläche von
dem Mühlenbesitzer Albert Gieseler erworben. Im äußersten Zipfel,
weit ab von der übrigen Bebauung, am Rande des Hangkamps, wurde die
Gerberei in der freien Feldmark errichtet. Seinerzeit war in Horneburg
noch eine große Lederfabrik in den Fabrikgebäuden der heutigen Firma
Hans Meyer in Betrieb. Diese Fabrik galt natürlich als Hauptabnehmer
gegerbter Häute und Felle.
Sein Nachfolger, Wilhelm Weichert, der
1922 das Haus Postmoor 20 erwirbt, übernimmt auch gleichzeitig als
Erbe die Lohgerberei seines Vaters. W. Weichert erweitert diesen Betrieb
um eine Abdeckerei. Früher wurde totes Vieh einfach vergraben, wie
der Flurstückname „Aaskamp“ in unserer Gemarkung beweist. Das Königliche
Landratsamt hat z. B. im Juni 1914 die Gemeinde Bliedersdorf angewiesen,
verendetes Vieh und dgl. in der Abdeckerei Horneburg entsorgen zu
lassen. Der Landkreis ist dafür verantwortlich, daß die Entsorgung
der Tierkadaver gewährleistet wird und trägt daher auch die nicht
gedeckten Kosten. Neben dem Nutzen aus der Gerberei ließ Weichert
die Tierkadaver verwerten bzw. aufbereiten und führte die Rohprodukte
dem Handel zu. Dieses Geschäft war natürlich mit viel Gestank verbunden;
wenn Südwestwind vorherrschte, durfte in Postmoor kein Fenster geöffnet
sein. Im Volksmund war die Rede nur vom „Schinner“, man sprach vom
Schinnerweg und Schinnerwagen usw.
Im Kriegsjahr 1943 wurde die Konzession
zum Betreiben der Abdekkerei in Postmoor nicht verlängert. Ein Betrieb
in Wiepenkathen erhielt die alleinige Genehmigung, dieses Geschäft
mit Unterstützung des Landkreises zu betreiben. Weichert verlegte
seinen Betrieb nach Pommern, mußte aber durch die Kriegsereignisse
alsbald als Heimatvertriebener in seine alte Heimat zurückkehren.
Das gesamte Anwesen von Weichert erwarb 1944 Johann Ecks aus Mittelnkirchen.