Der Milchwagen
Zum täglichen Straßenbild gehört auch
unser Milchwagen. Seit Kriegsbeginn, 1939, als die Milch als Hauptnahrungsmittel
rationiert wurde, belieferte uns der Milchmann Richard Köster aus
Neukloster mit Meiereiprodukten. Zuerst war er motorisiert. Als es
aber kaum noch Benzin gab, mußte er sich auf Pferd und Wagen umstellen.
Und wenn es dann ganz schlimm kam, mußte er mit dem Fahrrad los, um
seine Kundschaft täglich mit Milch zu versorgen. Die Milch gab es
damals noch nicht in Tüten, aus größeren Kannen mit Voll- oder Buttermilch
wurde jeweils mit einer Meßkelle die Milch geschöpft und dem Kunden
in die mitgebrachte Milchkanne gefüllt.
Ein Großteil unserer Mitbürger waren s.
g. Selbstversorger, sie hatten selbst Kühe bzw. Ziegen; sie ließen
sich nur am Milchwagen sehen, wenn sie mal etwas Besonderes, wie z.
B. Käse, haben wollten. Köster wendete mit seinem Gespann daher bei
Wilhelm Winkelmann, denn weiter oben im Dorf gab es zu Anfang noch
keine Kundschaft für ihn. Die Familie Wilh. Winkelmann war übrigens
sein erster Kunde in Postmoor überhaupt, und Wilhelm ist es auch persönlich
bis in sein hohes Alter, ja bis zu seinem Tode, geblieben. Treue wurde
aber auch dem Milchmann Köster zuteil, als Ende der 50er, Anfang der
60er Jahre von amtlicher Seite die Belieferung mit Milchprodukten
in begrenzte Regionen erfolgen und konzessioniert werden sollte. Der
neueingesetzte Milchlieferant Zügge aus Horneburg wurde aber von den
Postmoorern total ignoriert, alle kauften weiter bei Köster. Da Köster
den ganzen Krieg über uns immer treu geblieben war und wir nun ihm
die Treue hielten, hat die Obrigkeit letztendlich ein Einsehen gehabt
und Köster eine weitere Belieferung der Postmoorer zugestanden.
Nach dem Krieg hat er sich wieder motorisiert
und bediente seine Kundschaft mit einem moderneren Lieferwagen. Im
Laufe der Jahre ging die Viehhaltung und damit auch der Bestand an
Milchkühen immer mehr zurück. Eine nicht immer leichte Umstellung
für die Landfrauen, selbst mit dem „Melkkettel an’e Stroot to goon!“
Seit 1952 befährt bereits sein Sohn Hinrich,
der 1974 ganz das väterliche Geschäft übernahm, die Verkaufsroute,
und seit 1974 kommt er jeden zweiten Tag mit einem noch größeren Verkaufswagen.
Die Molkereiprodukte sind nur noch ein Teil seines heutigen weitgefächerten
Angebotes. Fast alle verpackten Nahrungsmittel, aber auch Brot und
Kuchen, Zeitschriften und Tabakwaren sind beim ihm erhältlich.
(Hinrich Köster
auf seiner Abschiedstour)
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Am 15. 01. 2000 kam er zum letzten Mal
vorgefahren. Er und seine Frau, beide 65, haben sich in ihren wohlverdienten
Ruhestand begeben. Unsere Frauen haben ihn mit einem großen Blumenstrauß
verabschiedet. Und wieder gehen ein Stück
Überlieferung und eine besondere Art von Kommunikation verloren.