Postmoor umrahmt von drei Mühlen

Die Mühle am Schragenkamp

Schragenberg hieß noch 1823, als es dort nur eine Hofstelle gab, „Schragenkamp“. An der höchsten Stelle dieses Landstriches, die zu Nottensdorf gehört, aber direkt an unseren Töfenkamp grenzt, stand eine wunderschöne, große, sich weit ins Land hervorhebende Holländer-Windmühle*, "de Brenneck'sche Mööl, wi wi dorto seggen deen", bedingt durch die gute Lage für günstige Windverhältnisse, insbesondere noch begünstigt dadurch , daß sie am östlichen Rande des Auetales lag und daher im Westen die Vertiefung des freien Auetales vor sich hatte. Am 20.07.1907 wurde sie von einem heftigen Orkan heimgesucht und verlor dabei ihre Haube. Sie wurde wieder aufgebaut. Im Jahre 1933, am 06.05, ist sie durch einen Blitzschlag vollständig abgebrannt. Wilhelm Brennecke baute daraufhin eine Motormühle, so wie wir das Gebäude heute noch kennen. Im Jahre 1939 wurde diese Mühle stillgelegt.

(* Die Holländer Windmühle unterscheidet sich von einer deutschen Windmühle durch einen beweglichen Kopf auf einem festen Rumpf; die deutsche Windmühle hat einen beweglichen Rumpf auf einem "Bock".)

 

(Aufnahme vor 1930)

(Aufnahme nach 1930)

Die ehemalige Brenneck´sche Mühle auf dem Schragenberg. Sie brannte 1933 ab

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Vordermühle


(Um die Jahrhundertwende wurde ein Windrad an der Vordermühle errichtet,
das erst nach dem 2. Weltkrieg wieder abgebaut wurde)

Wassermühlen sind im Gegensatz zu Windmühlen davon abhängig, daß genügend starke Wasserkraft vorhanden ist. Weil dies aber von der Natur nicht immer gegeben war, hat man die Natur überlistet. Zu den s. g. Geestrandmühlen gehört auch unsere Vordermühle. Das Wasser, was aus dem Nottensdorfer Geestrücken zu den Niederungen des Bullenbruchmoores in vielen Rinnsalen abgeflossen ist, wurde dadurch gesammelt, daß man im Abstand und parallel zum Geestrand einen Damm aufgeschüttet hat und so das Geestrandwasser mit Gefälle in den sich bildenden Bach und den angelegten Mühlenteich geleitet hat. Auch aus den Nottensdorfer s. g. Fischteichen wird der Vordermühlen-Beck noch heute gespeist. Bedingt durch den aufgestauten Teich erhielt man einen Wasserfall in das niedrig gelegene Gelände, der die benötigte Wasserkraft erzeugte. Dieser Teich ist durch den Bau der Unterelbebahn von Harburg nach Stade (1880/96) bis auf 3600 qm verkleinert worden. Das Wiesengrundstück von Hermann Heintzen, wo heute Hundesport betrieben wird, gehörte noch zum Teich.

Ein eindrucksvolles Bild im Hause Börner vermittelt noch die Ansicht der ehemaligen Großteichanlage.

Lange bevor Postmoor bebaut wurde, bestand bereits die Vordermühle. Sie gehörte zum Gut II „des Hochwohlgeb. H. von Schulte zu Esteburg“ und wurde als Erbzinsgut zu einem Erbzins verpachtet. Das Gut II („Burgmannshof“) war seit 1250 im Besitz der von Schulte.

Am 08.02.1841 wird der Müller Otto Heitmann für 1900 Taler von seinen Meierpflichten befreit. (siehe Staatsarchiv: 3. Mutterrolle: Vordermühle Fach 9, NNr. 11, Paket 3, 2 Halbband).

Die Mühle wurde früher u. a. auch "Damm-Mühle" genannt. Lt. Auszug vom 29.07.1921 aus dem „Wasserbuch für die Lühe nebst Mühlenbach von Bliedersdorf“ wird sie mit "Dammmühle" (mit 3 'm' geschrieben) benannt. Noch heute wird diese Bezeichnung in Flurkarten verwandt.

1696 war von "im Vohrde" die Rede. In einer Gerichtsakte vom 01.02.1703 aus dem Schulte-Archiv steht u. a. vermerkt: „auß der Mühle im Vohrde“. In der Akte vom 10.04.1815 des “Dirigenten des Bullenbruchs, Herrn Landrath von Düring“ heißt es u. a. „12. An der Bliedersdorfer Hut u. Weide, in den Forth genannt“ usw.

Heinrich A. Siemens bezieht sich in seiner Broschüre "De isern Hinnerk und aus der älteren Geschichte Horneburgs von 1956" auf den Bullenbruchvorsteher, Herrn Hermann Meyer aus Postmoor, der ihm mitteilte, daß früher die Verlängerung des Vordamms bis zur Vordermühle mit "Burgherrendamm" und bei der Vordermühle mit "im Vorde ( im Furthe)" bezeichnet worden ist. Die Akten, in der diese Bezeichnungen gebraucht wurden, sind einst nach Hannover geschickt und von dort nicht zurückgekommen, so lt. Meyer. In der Bliedersdorfer Chronik heißt es auf S. 104/Gerichtsklagen lt. Register 01.02.1703 u. a.: „da wehre der Buchbinder auß Buxte-Hude nahmens Andreas Hinrichs auß der Mühle im Vohrde gekommen“ usw.“

Herr Siemens schreibt "wenn wir bei Hochwasser uns einmal das Gelände hinter der Turnhalle bis zur Vordermühle betrachten, so kann man feststellen, daß hier ein Geländestück tiefer liegt, und hier war einst die Furth." usw., (siehe auch: Kunstdenkmale des Landkreises Stade, S. 415f) Herr Helmut Stolberg vom Heimatverein Horneburg bestätigt ebenfalls die einstige Existenz dieser Furth und daß die Begriffe „Vordamm und Vordermühle“ ursächlich mit einer Furth im Zusammenhang stehen. Denken wir uns in der Tat einmal den Bahndamm und die Trasse der B73 weg und stellen uns die Niederung mit den beidseitigen Wiesen und dem stark wasserführenden Graben zur Aue vor, so kann es sehr wohl angehen, daß hier eine Furth gewesen ist. Auch die Rampenanschüttung vom Vordamm zum Bahndamm, vorbei an dem tiefliegenden Mühlengrund, zeigt deutlich das frühere Höhenniveau.

Wenn wir heute von Postmoor auf die B73 einbiegen, so stellen wir auf der Einmündung der Straße eine immer wiederkehrende Absenkung fest. Die Ursache sind treibsandige Wasserquellen; die Vertiefungen müssen immer wieder durch Auftragen von Splitt eingeebnet werden, ein Beweis, daß in diesem gesamten Bereich ein starkes Fließgewässer zur Aue vorhanden ist. Bedingt durch den Straßenbau an der B73 wurde der Lauf des Gewässers wiederholt verlegt. Heute speist dieser Wasserfluß den neuen Teich von Richard Wilke.

Ab 1724 spricht man von der „Vordermühle“.

Viele sind der Ansicht, Vordermühle bedeutet soviel wie die erste (vorderste) Mühle. Auch die Ableitung vom Vordamm oder von der Horneburger „Vorburg“ könnte für diesen Namen Pate gestanden haben.

Aus der Zeit, aus der wir berichten wollen, um 1795, war die Mühle im Besitz der Familie Peter Wilhelm Heitmann. Herr Gerhard Burfeind hat im zweiten Teil der Bliedersdorfer Chronik, „Höfechronik und Geschlechterfolgen“, in lobenswerter Weise die Besitzverhältnisse der Mühle beschrieben. Nach dem "Ablösungsgesetz" vom 10. November 1831 werden auch die politischen Grenzen der Ortschaften bereinigt und die Vordermühle gelangt in die Horneburger Gemeinheit. Am 28. April 1845 stellt der Müller der Vordermühle, Otto Heitmann, während des "Edictal-Termins“ über die Anmeldung zur Theilung der Bliedersdorfer Gemeinheitsflächen" den Antrag, seine Mühlenwiese vor Horneburg mit in die Bliedersdorfer Gemeinheit zu "berechtigen". Da er gleichzeitig in Bliedersdorf einen Vollhof hatte, wurde seinem Antrag stattgegeben. Somit gehören ab 1855 die Stellen "Vordermühle" mit dem Häuslingshaus des späteren "Brüggmann's Schapp" wieder zur politischen Gemeinde Bliedersdorf. Auf Seite 465 der Dorfchronik führt Gerhard Burfeind u. a. aus, daß der Grundbesitz der Mühle zum Gericht "op de Delm" gehörte; seine Bewohner aber bis zum heutigen Tag kirchlich zu Horneburg, "da nahe vor Horneborch gelegen", eingepfarrt blieben.

Unser Ehrenbürger und Poet Heinrich Voigt erinnert sich an die Vordermühle mit folgendem Reim:

Vordermühle

Immer geht das Mühlenrad
Rauschend dort im kühlen Grunde,
Hier war Hirtenknabe ich,
 Hatte manche frohe Stunde.

Prächtig war der große Garten,
Darin ich in Gedanken bin,
Und ich half getreu ihn warten
Der verehrten Müllerin.

Alte Mühlsteine stehen nun für immer still

Über 3-Jahrhunderte wurde in der Vordermühle Korn gemahlen. 1992 stellte die Mühle ihren Betrieb ein. Seit Oktober 1996 stehen nun die alten Mühlsteine für immer still. Und mit Hans-Wilhelm Börner verabschiedet sich  jetzt der letzte Müller aus unserer Gegend.

Mühle und vorgelagertes Wohnhaus wurden abgerissen. Auch der Schornstein der ehe-mals kombinierten Wasser- und Windmühle musste dran glauben.  Ein 350 Jahre alter historischer Betrieb ist nun Geschichte. Die letzte der genannten Mühlen ist nicht mehr.  

 Dürings Mühle

Eine weitere Wassermühle war die "Dürings-Mühle" an der Aue, die zur Gattung der Flußmühlen zählte. Sie wird urkundlich schon vor 1617 erwähnt und gehörte zum Gut V (v. Borg/Ido v. Düring/Ulmenstein). Zur Inbetriebnahme dieser Wassermühle mußte die Aue in ihrem Lauf verändert werden. „Landtrath“ Arp von Düring ließ nach Vereinbarung mit der „Dorfschaft Bliederstorf am 25ten July Anno 1684“ eine Brücke über die Aue zur Erreichung seiner Mühle errichten. Damit nicht Unbefugte die Brücke passieren konnten, wurde der Überweg durch einen Schlagbaum abgesichert. Der Schlüssel hierfür befand sich beim „Mühler“.

Reste der hölzernen Brückenständer waren noch bis zum Bau der heutigen Fußgängerbrücke vorhanden. Auch als Furth wurde die Aue überquert, was wir bei Niedrigwasser noch gut erkennen können; Reste von Steinbrokken, die den befahrbaren Untergrund für die Querung der Aue bildeten, sind deutlich erkennbar.

Am 04.04.1799 wurde die Mühle vom Generalmajor von Düring an Friedrich Prohme verkauft. Später wurde sie Eigentum des Gastwirtes und Mühlenbesitzers Hartmann. Heute sind die Wirtschaftsgebäude der Mühle im Besitz von Richard Wilke (Forellen-Wilke). Lt. Plan zu Theilung des Post-Moores von 1788 wurde der Weg vom Hauerplatz bis zur Mühle mit der Bezeichnung "Mühlen-Damm" ausgewiesen, der Dammweg zum Hauerplatz wurde dagegen mit "Düringsdamm" bezeichnet.

Diese Dämme wurden künstlich aufgeschüttet und beidseitig durch Laufgräben entwässert, damit sie passierbar blieben. Die Dürings-Mühle wurde auf diesem Weg von Bauern aus Bliedersdorf und Nottensdorf angefahren.

In einem *Vertrag zwischen Landrat Arp von Düring und der Dorfschaft Bliedersdorf vom 25.07.1684 wurde der Ausbau dieser Zuwegung geregelt (Staatsarchiv Stade, Akte 43, Gut 5).

Im Verzeichnis der Ortschaften im Königreich Hannover von 1823 wurden u. a. die Mühlen gesondert unter dem Abschnitt "Adelige Gerichte" nachgewiesen. Die "Dürings-Mühle" wird hier im Gegensatz zur Vorder- und Schlagebecker-Mühle nicht mehr genannt.

Die Dürings-Mühle wurde daher 1823 nicht mehr betrieben.

Nach dieser Zeit ist sicherlich die Schragenberger Windmühle errichtet worden.

*Auszug aus der genannten Akte vom „25ten July 1684“: „in willem undt entschlossen gewesen, zu behelf undt bester bequemlichkeit seiner Mühlen undt Wohnhofes allhier zu Hornburg, einen weg über die Aue, undt durch die wiesen, welche daran schiessen, zu legen“.

Bliedersdorf hatte gegen das Brückenbauwerk Bedenken. (siehe den weiteren Wortlaut im Bericht: „Plan vom Bliedersdorhfer Post=Moor - 1788).


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