Wo kommt der Name
'Post-Moor' her?

 

Lassen wir zunächst unseren verehrten Chronisten Julius Hungerberg, der in seiner Eigenschaft als Schriftführer das Entstehen und Werden der ersten Jahre unseres "Club Edelweiß, Postmoor e.V." in poesievoller Weise festgehalten hat, zu Worte kommen:

"Postmoor: Leider dürfen wir uns der Erkenntnis nicht verschließen, daß dieser Name geeignet ist, harmlose Gemüter in beträchtliche geographische Verwirrung zu versetzen. Wer nämlich die erste Silbe dieses inzwischen berühmt gewordenen Namens mit der wohllöblichen Bundespost in unmittelbare Verbindung bringen möchte, befindet sich -zum allgemeinen Ärgernis- in einem fundamentalen Irrtum. Hier kreuzen nur Briefträger auf. Da jedoch ihr jeweiliges Erscheinen zeitlich begrenzt ist, können, selbst mit heftigstem Wohlwollen, unserem Aufenthaltsort keinerlei postalische Merkmale zugeschrieben werden. Erfreulicherweise kann aber nunmehr versichert werden, daß eine weitere Enttäuschung niemanden bevorsteht.

Mit Moor haben wir tatsächlich irgendwie zu tun. Nicht etwa ganz und gar und, wie es vielleicht naheliegen mag, sondern nur gelegentlich und aus einer ganz bestimmten Himmelsrichtung. So sind wir wenigstens zur Hälfte das, wofür uns die Leute halten!

"Soweit unser Chronist aus dem Jahr 1953. Im letzten Abschnitt seiner Betrachtung hat er insoweit recht, mit Moor hat der Name unseres Dorfes in der Tat zu tun. Schon in den Jahren 1782 bis 1788, als die Teilung und Vermessung Postmoors erfolgte, wird dieses Niedermoor im unteren Auetal als "Bliedersdorfer Post - Moor" bezeichnet. Die Vorsilbe "Post" hat bekanntlich mit der Bundespost nichts zu tun, obwohl der Bereich Postmoor/Schragenberg ein wichtiger Knotenpunkt für die Postverbindungen nach Sittensen bzw. Harburg darstellte. Nein, die Vorsilbe der Ortsbezeichnung geht auf den Gagelstrauch "Post", der noch heute an den s. g. Postwiesen wächst, zurück. Der Gagelstrauch, ist ein typisches Gewächs niedersächsischer Feuchtgebiete und von erheblicher ökologischer Bedeutung, obwohl er leider durch intensiv betriebene Landwirtschaft auch bei uns in seiner Existenz gefährdet ist.

Der erste Bürger, Johann Dammann siedelte daher, wie wir folgerichtig überliefert bekommen haben, als "Neubauer im Post" an. Im Gegensatz zum zweiten Ansiedler Johann Feindt, der sich zusammen mit seinem Schwiegervater Johann Friedrich Paul eine Eigenwohnung auf dem höhergelegenen "Töfenkamp" errichten ließ.

Gagelstrauch, auch "Post" genannt

Die nachstehenden Ausführungen erfolgen zum Teil aus Berichten, die ich vom Institut für angewandte Biologie in Freiburg (Elbe) dankenswerterweise erhalten habe.

An den Postwiesen wuchs und wächst vereinzelt noch heute der für uns so bekannte Gagelstrauch mit dem schönen lateinischen Namen "Myrica gale", auch "Post" genannt. In der Bezeichnung sollte er nicht verwechselt werden mit dem Krautgewächs "Porst (lat. Ledum). Dieser sommergrüne, 1 - 1,5m hohe, sehr astige Poststrauch mit seinem stark aromatischen Duft blüht im April / Mai vor seiner Blattentwicklung. Seine filzigen und drüsigen Blätter, deren Rand sich bei Lufttrockenheit einrollen, und so die Verdunstung einschränken, sind oberseits dunkelgrün und unterseits grauflaumig. Die Blüten dieses Strauches sind klein, weiß bis rötlich und mit fünfteiliger Krone.Die trockene Steinfrucht ist durch ein Luftgewebe schwimmfähig und kann daher bei den häufigen Überschwemmungen durch das Wasser verbreitet werden. Beim Sinken des Wasserstandes bohrt sie sich mit ihren Spitzen in den Schlamm.

Aus den aromatisch duftenden Blättern und Blütenkätzchen wird das Gagelöl gewonnen, was früher dem Bier anstelle von Hopfen zugesetzt wurde. Dieses s. g. „Porstbier“ wirkte stärker berauschend und erfreute sich besonderer Beliebtheit. Erst im 18. Jh. stellte Kurfürst Georg von Hannover die Zugabe von Postblättern zum Bier unter Strafe!

Der Poststrauch gilt in seiner Existenz als gefährdet. In der roten Liste der gefährdeten Gefäßpflanzen Niedersachsens ist der Poststrauch in der Gruppe "Sippe mit allgemeiner Rückgangstendenz" eingestuft. Nach § 9 der NVO besteht für ihn Sammelverbot.

Dieser Gagelstrauch, auch „Post“ genannt, ist Namensträger für unser "Post-Moor" geworden. Im Niederdeutschen wird der Name "Possmuur" ausgesprochen.

(Zeitschrift für Heimat und Kultur, Juni 1985)


STADER TAGEBLATT berichtet über den Gagelstrauch

Im STADER TAGEBLATT vom 7.April 2001 berichtet Redakteur Christian Schmidt im Spezialteil "Umwelt Regional" über den Gagelstrauch:


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