Plan Vom Bliederesdorhfer Post-Moor
und angräntzenden Gegend
- aufgenommen im Monath Aprill 1788 -

Plan von 1788
(Die bildliche Darstellung dieses Planes liegt in Kopie bei mir vor und wird auch in der Bliedersdorfer Chronik wiedergegeben)

In der Regierungszeit König Georg III von England, 1760 - 1820, der auch gleichzeitig Kurfürst von Hannover war, ließ dieser in den Jahren von 1764 - 1766 durch Offiziere des hannoverschen Ingenieurkorps das ganze Hannover-Land vermessen. Noch heute bietet die "Kurhannoversche Landesaufnahme von 1769“ ein eindrucksvolles und genaues Bild der damaligen Landschaft.

Anno 1764 wurde in Celle die "Landwirt-schaftsgesellschaft" gegründet, sie hatte unter Leitung von Albrecht Thaer die Aufgabe, landwirtschaftliche Reformen sowie die Urbarmachung von Mooren voranzutreiben. Der Kurfürst wollte die großen Hochmoore sowie auch kleinere Niedermoore, z. B. entlang von Flußläufen, für landwirtschaftliche Zwecke erschließen lassen Die gesamten Erschließungsmaßnahmen dienten dazu, die Auswanderung der nachgeborenen Söhne zu unterbinden und sie "bodenständig" zu machen, damit sie als Steuerzahler wie auch für den Militärdienst dem Land erhalten blieben. Der legendäre Moorkolonisator und -commissarius Jürgen Christian Findorff 1720 -1792, der u. a. das große Teufelsmoor, aber auch z. B. Dammhausen kultivieren ließ, war ein weitgeachteter Zeitgenosse.

Ein Mitarbeiter von Findorff, der Geometer G. Friederichs, wohnhaft in Harsefeld, leitete die Vermessung des "Bliedersdorfher Post - Moores" und zeichnete den vorliegenden Plan von 1788 im Maßstab von "Calenbergischen Ruthen". Calenbergische, später auch Hannoversche Längenmaße: 12 Zoll = 1Fuß, 2 Fuß = 1 Elle, 16 Fuß = 1 Ruthe = 4,6735 m; 1 Quadratruthe = 21,842 qm; 1 Morgen*= 120 Quadratruthen oder = 2.621,04 qm. ( das Flächenmaß *"Morgen" ist die ursprüngliche Größenbezeichnung für ein Stück Land, das mit einem Gespann an einem "Morgen" gepflügt werden kann)

Der Plan umfaßt in der Hauptsache die Vermessung und Aufteilung der Postwiesen, die unterhalb der Ausläufer des Geestrükkens bis zu den Überschwemmungswiesen der Aue liegen. Die Planungslinie verlief in etwa von dem 1795 bebauten Grundstück "Dammann", dort wo der Große-Wiesen-Damm in Richtung Horneburg/Tivoli beginnt, und erstreckte sich dann in Richtung Süden unterhalb der Weide von Feindt und der Teiche von Mehrkens bis zu dem s. g. Dürings-Damm und dann entlang des Postweges bis zum Aaskamp. Inmitten dieses Planungskomplexes liegt der s. g. Hauerplatz, ein Geestrücken, der im Falle von Überschwemmungen dazu benutzt wurde, das Heu dort vor dem Hochwasser trocken zu lagern. Das Plangebiet wurde in viele einzelne Wiesenparzellen aufgeteilt und durch Gräben, die zur Aue hin entwässerten, begrenzt. Der östlich gelegene Teil - etwa unterhalb der Feindt'schen Wiesen - wurde mit "A = schlechten Moor", und der westliche Teil bis zur Spitze des Aaskamp mit "B = guten Moor", eingeteilt. Noch heute sind diese Unterschiede bei Hochwasser erkennbar.

Zwei größere Entwässerungsgräben, die mit "Beck" bezeichnet wurden, führen noch heute Quell- und Oberwasser zur Aue. Der eine Beek entsprang aus den drei hintereinanderliegenden Teichen, den s. g. "Gretjenwarts Teichen“ des Herrn von Schulte. Er verlief in der Mitte der Weide von Feindt, querte die Weiden von Blohm und Bellmann und mündete mit einem breiten Mündungsarm in die Aue. Der genannte Bachlauf wurde später entlang der Weiden zwischen Feindt und Blohm verlegt und durch eine Dammstelle in einen anderen Vorlauf geleitet.

Die von Schulte (Schulte von Lu) gehörten nachweislich seit 1250 zu den ältesten Burgmännern von Horneburg. Der heutige Burgmannshof gehörte zu ihren Gütern. Der von Schulte war auch Stifter der 1614 errichteten Gertrudenkirche auf dem alten Friedhof beim Tivoli sowie damaliger Besitzer der Vordermühle. Heute gehört dieses Teichflurstück zum Besitz von Herwig Mehrkens.

Der zweite Beek entspringt aus dem leider verlandeten "Herrn Oberst-Lieutnant von Düring Teich", der unterhalb des Hangkamps in einer Biegung des Postwiesenweges liegt und noch heute reichlich Quellwasser sprudeln läßt.

Die lt. Vereinbarung* zwischen Landtrath Arp von Düring und der Dorfschaft Bliedersdorf vom 25. Juli 1684 als Zuwegung zur Dürings-Mühle und Erschließung des Auetales angelegten Wiesendämme sind alle noch erhalten. Diese künstlich aufgeschütteten Dämme waren erforderlich, um das nasse und weiche Flachmoor überhaupt passieren zu können.

Der Plan weist eine Verbindung von Nottensdorf bis zur Dürings-Mühle auf. Dieser Weg führt am Rande des Hangkamps entlang, vorbei an den Gretjenwartsteichen und Heideflächen, über "Dürings-Damm“, „Hauerplatz“ und "Mühlen-Damm" zur Mühle, die auf der anderen Seite der Aue lag, heute im Besitz von Richard Wilke.

Der Große-Wiesen-Damm begann hinter den Grundstücken vom Alten Rasthaus, dort, wo sich das Grundstück unseres Erstbürgers "Dammann 1795" befand, und führte vorbei am Tivoli bis zu den Überfallwiesen, wie heute noch zu sehen, wenn man sich Bahn und B73 wegdenkt.

Von diesem Damm führte der "Kleine-Wiesen-Damm" bis zu den Auewiesen vor der jetzigen B73, er wurde später von der Eisenbahn durchschnitten und hat damit seine Bedeutung verloren.

Kurz hinter den "Herrn Oberst-Lieutnant von Düring Teich" verbindet der "Wiesen- Damm" den Postwiesenweg mit den an der Aue liegenden Wiesen.

Auf diesem Plan werden die oberhalb von Postmoor liegenden Kamps deutlich in ihrer Lage dargestellt: "Tövershen Kamp", "Auf den Hann Kamp" und "Auf den Aaskamp". Sie gehörten zu Bliedersdorf, und der jeweilige Hinweis "Bliedersdorfher Länderey" zeigt auf die Bewirtschaftung durch Bliedersdorfer Bauern hin.

Zwischen den landwirtschaftlich genutzten Kamps und den Postwiesen füllten weite Heideflächen die „Allmende“, die dem ganzen Dorf gemeinsam gehörenden Flächen.

Die vom Postteil zur Kreisstraße liegende Talsenke zwischen Hang- und Aaskamp wurde mit "Busch-Teile" bezeichnet, sie sind heute noch teilweise vorhanden.

Die Wegeverbindungen von Horneburg, vorbei an der Vorder-Mühle, führten von diesem Kreuzungsbereich nach Buxtehude, Apensen und Bliedersdorf. Sie wurden als einfache, nicht ausgebaute Wege und Triften dargestellt. Ein "Fushteig" von Horneburg stößt unterhalb der Kreuzung im Bereich von "Ludwig Blohm" auf den Hauptweg nach Bliedersdorf.

Bemerkenswert ist, daß auf der Kurhannoverschen Karte von 1769, die ja knapp 20 Jahre vor diesem Plan entworfen worden ist, die Weg- und Triftverbindung nach Bliedersdorf noch unterhalb der Gretjenwartsteiche (Teiche bei Herwig Mehrkens) ausgewiesen worden ist.

Im Jahre 1847 wurde diese Verbindung so trassiert, wie sie heute noch vorhanden ist.

* Auszüge aus der von Dürings- Akte 43.3

 Nds. Staatsarchiv Stade:

„....in willem undt entschloßen gewesen, zu behelf undt bester bequemlichkeit seiner Mühlen undt Wohnhofes allhier zu Hornburg, einen weg über die Aue, undt durch die wiesen, welche daran schießen, zu legen".

„....undt einen graben nach der Bliederstorfer Seiten, da der weg hingehen soll, ziehen laßen, damit das waßer ,wann sich die Aue ergießet, desto beßer abziehen undt ablaufen kan“.

„.....da der graben nicht hingezogen, damit nicht allein der Dorfschaft Bliederstorf Ihr Vieh und Pferde ohngehindert bey der Aue auf undt niedergehen können,“

„.....weil aber dennoch die Dorfschaft Bliederstorf in den sorglichen gedanken stehet, es möchte über kurz oder lang der reingemachte graben hinein , umb mit erde angefüllet, auch die brücken „Stände nicht in dem stande erhalten werden, daß das waßer füglich dadurch fließen undt ablaufen könnte, daher dann die Dorfschaft Bliederstorf einen schein unter Herrn Landtrath Arp von Düring handt- und Pitschaft zu mehrerer versicherung begehret undt verlanget haben, daß nicht allein Er, besonderen auch künftig seine erben, solchen reingemachten graben, nebenst dem von brükken „Ständen, so oft es nöthig, auf seinen undt der seinigen kosten hin widerumb außräumen, und steter in offenem stande erhalten will undt soll.“

„....Daß nun dieses allles, wie ober erwehnet, zwischen Herrn Landtrath Arp von Düring und der Dorfschaft Bliederstorf beständig verabredet undt geschloßen, auch demselben jederzeit auf richtig nachzulesen, zu desten mehrer versicherung hat Herr Landtrath Arp von Düring, der Dorfschaft Bliederstorf diesen schein, für sich undt seinen nachkommen, unter desten handt- und Pitschaft hiermit ertheilen wollen, alles ohn sonder list und gefährde.

Hornburg, den 25tn July, Anno 1684“



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