Schusterei Bartels
Friedrich Bartels wohnte mit seiner Familie
seit 1915 im elterlichen Haus seiner Ehefrau Emma, geb. Schulz, in
Postmoor Nr. 16. 1924 wurde er Besitzer des 1903 erbauten Hauses.
„Friech Battels“ , wie wir ihn nannten, war Schuster von Beruf und
hatte seine Werkstatt in dem genannten Haus. Sie lag gleich links,
wenn man durch die Seitentür reinkam. Über einen kleinen Flur, der
auch zur Küche und zu den anderen Wohnräumen führte, war man zur linken
Hand gleich in der Schusterstube. Wenn er aus seiner Werkstatt blickte,
schaute er auf das Haus von Grewe, konnte aber auch den Weg vor seinem
Hause genau einsehen. Wir mochten gerne zu ihm gehen, weil er so „lögenhafte“
und mitunter auch „gruselige“ Geschichten zu erzählen wußte. Er hatte
immer einen kleinen Schalk im Nacken, was uns besonders Spaß machte.
Seine Kundschaft kam aus der ganzen Umgebung. Auch neue Schuhe und
Stiefel hat er angefertigt.
Einmal erzählte er uns, wir waren damals
schon etwas größer, da wäre eine Kundin aus der Nachbarschaft gewesen
und wollte sich auch ein paar Stiefel anmessen lassen. Und wie er
beim Messen gewesen ist, hätte sie gemeint: „Du muß mal ein bißchen
höher messen“, wobei sie ihren Rock ganz hochgezogen hatte. Nein,
das hätte er ja nicht gemacht, „denn de woll jo bloß nich betol’n!“
Wenn wir zum „Schooster“ wollten, mußten
wir entlang der Sandkuhle gehen. Der einspurige „Footgängerpadd“ führte
von der Straße entlang der Kante der ausgebeuteten Sandgrube und dem
Acker von Fick (später Brüggmann) weiter über eine Stück gemeindeeigene
Sandfläche, die überwiegend mit Birkenstrauch bestanden war. Landwirte
hatten dort zum Teil auch ihre Rübenmieten angelegt. Dazwischen hatten
wir als Kinder unsere Spiellandschaft mit Sandburgen und dgl. Hinter
dem Acker von Fick, dort, wo heute die Häuser Thiele und Wiesing stehen,
was auch der Gemeinde gehörte, hatte Bartels seine Ziegen und Schafe
auf der vorhandenen Grasfläche rausgebunden. Später nach dem 2. Weltkrieg,
mußte er diese Fläche hergeben, weil dort die Baracke aufgestellt
werden sollte.
In den 50er Jahren legten sie sich auch
noch einen kleinen Gemischtwarenhandel zu. Mutter Bartels fuhr mit
dem Fahrrad über Land und verkaufte ihre Utensilien bis ins Alte Land
und auf der Geest. Bei Wind und Wetter war sie unterwegs, und manches
Mal mußte sie ihr Fahrrad schieben. Sie war aber immer guten Mutes
und wußte durch ihr Herumkommen viel zu erzählen. Auch Bier konnte
man flaschenweise bei ihr kaufen. Bekam man überraschend Besuch, lief
man schnell mal eben zu „Tante Emma“ und holte ein paar Flaschen.
So wie heute, daß man ständig Getränke im Haus hat, war das zu der
Zeit absolut nicht.
Handwerksberufe in Postmoor
lt. Handwerksrolle von 1930
Nach Auskunft von Herrn Dr. Hans-Georg
Augustin, Horneburg, Geschäftsführer a. D. der Handwerkskammer Stade,
ist am 01. Januar 1930 bei der Handwerkskammer in Stade erstmalig
eine Handwerksrolle eingeführt worden.
Von Postmoor wurden aus dieser Zeit die
Handwerksberufe „Schuhmacher:
Friedrich Bartels, Postmoor; und Müller:
Albert Gieseler, Vordermühle“ nachgewiesen.