Verkehrswege in Postmoor (1)
-Historie der Kreisstraße 37 (K37)-

Die Lage vor über 200 Jahren

Lange bevor Postmoor besiedelt wurde, führte aus Richtung Horneburg, vorbei an der damalig schon vorhandenen Vordermühle, von der Wegegabelung in Richtung Buxtehude und Apensen eine Wegeverbindung nach Bliedersdorf. Bahn und B73 waren noch nicht vorhanden. Die Kurhannoversche Landesaufnahme von 1769 zeigt sehr deutlich diese Verbindung. Sie verlief über Sand- und Heideflächen unterhalb vom Töfenkamp, dort, wo 1795 das erste Haus von Postmoor errichtet worden ist, und unterhalb der s. g. "Gretjenwartsteiche" (heute im Besitz von H. Mehrkens) weiter durch den Hangkamp (unterhalb von Bellmann) und über den Aaskamp nach Bliedersdorf.

Auf der Karte von der Teilung der Postmoorwiesen von 1788, also 20 Jahre später, wird der Weg nach Bliedersdorf in etwa der heutigen Linienführung, das heißt oberhalb der Teichlandschaft von H. Mehrkens, aufgezeigt.

Die für Postmoor ortsprägende Chaussee nach Bliedersdorf

Ortsbestimmend für Postmoor wurde die Chaussee in Richtung Hohebrügge. Erst am 18.11.1847, in Postmoor standen neben der Vordermühle bereits 7 Häuser, wurde die Linienführung der Wegetrasse von der Einmündung nach Horneburg bis Rutenbeck durch die Königliche Landdrostei mittels Rescrips, Act. vol III, No 11 genau festgelegt. Sie erhielt die Bezeichnung: "Horneburger/Bliedersdorfer Chaussee". Obwohl das Haus von Joh. Feindt bereits vor der Trassierung seinen Standort hatte, führte die geradlinige Trasse in ihrer Breite an die vordere linke Giebelecke dieses Hauses heran. Schon ein Jahr später, 1848, wurde die gesamte Trasse von Postmoor bis Rutenbeck in einem Zuge ausgebaut und mit einer Grandbahn versehen. Der Ausbau galt als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, viele Notstandsarbeiter, auch hiesige, fanden hier Arbeit und Brot. Der erforderliche Sand wurde aus der Sandkuhle am Hangkamp, Standort der heutigen Hangkampsiedlung, geholt. (s. b. Bericht "Die tückische Sandgrube") Bei der Herrichtung der Grandbahn blieben die Höhen und Tiefen in ihrer topographischen Lage unverändert erhalten.

Bis ins nächste Jahrhundert sollte sich an der hügeligen, mit Grand befestigten Trasse nichts ändern. Besonders im Winter, bei Schneetreiben und eisiger Kälte, fiel es den Schulkindern aus Postmoor sehr schwer, diesen erbärmlichen Weg zu ihrer Schule zurückzulegen. Auch Milchwagen und andere Fuhrtransporte hatten ihre liebe Last, die miserablen Wegeverhältnisse, insbesondere bei Wind und Wetter, zu überwinden. Und so wurde der Druck, Abhilfe zu schaffen, immer stärker.

 

Von Diele zu Diele in gleicher Höhe

Im Jahre 1927 gelang der große Wurf! Von dem amtierenden Bürgermeister Johann Steffens stammt der Ausspruch: " de nee'e Chaussee schall von Brüggmann's Deel bit to Rigger's jümmer'e Deel in lieker Höch't voloopen!" Wie gesagt, so getan. Die grossen Höhenunterschiede auf der Wegestrecke nach Bliedersdorf, wie sie heute noch zu erkennen sind, wurden auf ein gleiches Niveau gebracht und wieder mit Grand befestigt. Erst später bekam die Fahrbahn eine Teerdecke. Innerörtlich wurde die Chaussee in Postmoor wie auch in Bliedersdorf durch kleines Kopfsteinpflaster befestigt. Entlang der Trasse verlief rechtsseitig ein s. g. Sommerweg, der als Viehtrieb und von Pferdefuhrwerken, wo die Pferde keinen keinen Hufbeschlag hatten, benutzt wurde. Unser ehemaliger Mitbürger Hermann Meyer hat sich in seiner Eigenschaft als Ratsherr der Gemeinde Bliedersdorf um die Inangriffnahme und Fertigstellung dieser Straße verdient gemacht. Neben langjährigem Bestreben um die Verwirklichung hat er dazu beigetragen, die Organisation der Hand- und Spanndienste zu gewährleisten. Denn neben den sächlichen Kosten, die das Land zu finanzieren hatte, mußten die Hand- und Spanndienste von den Bürgern der Gemeinde geleistet werden. Neben den großen Erdbewegungen, die von der Stader Firma Grönhoff mit einem Kostenaufwand von 26.000 Mark ausgeführt worden sind, mußte das erforderliche Baumaterial für das Packlager vom Bahnhof Horneburg sowie der Sand aus der Sandkuhle in Postmoor von unseren Landwirten herangeschafft werden. Große Probleme ergaben sich durch die erforderlichen Umleitungen. Insbesondere die "Melkkutscher" mußten täglich die Milch zur Molkerei nach Horneburg schaffen. Der Weg durch die Feldmark von der alten Bliedersdorfer Mühle über die Flurstücke Lahmsbeck, Hohes Moor und Hangkamp war wegen des regennassen Sommers nach kurzer Zeit nicht mehr passierbar. Auch über Nottensdorf konnte, obwohl die Bauern mit vorspannen ließen, nur kurzfristig ausgewichen werden.

So mußten die Milchwagen den großen Umweg über Rutenbeck, Grundoldendorf und Nottensdorf mit Abzweigung nach Postmoor zur Molkerei in Horneburg machen. Alle waren glücklich und zufrieden, als endlich die Fertigstellung verkündet werden konnte.

Der Gemeinderat beschlloß am 15.05.1928: „Die Gemeinde stellt den Antrag an das Katasteramt zwecks Regelung der Entschädigungsansprüche der Anlieger des Straßenneubaues Bliedersdorf Postmoor die Grössenfeststellung der abgetretenen Grundstücke festzustellen. In der Interessentenversammlung bei H. Rinck am 20.09.1928 einigten sich die 12 Anlieger mit der Gemeinde wie folgt: die Interessenten erhalten f. d. qm unter a 40 Pf., b 20 Pf unter und d für Halmfrüchte 6 Pf, für Hackfrüchte 7 Pf.“

 

Die Straße im Wandel der Zeit!

Bis zum Jahre 1956 sprach man von einer "Landstraße II. Ordnung von Horneburg nach Bliedersdorf", sie wurde unterhalten vom Kreiswegeverband. Die Gesamtstrassenfläche zwischen Postmoor und Rutenbeck betrug 7.1029 ha; in der Größe hat sie sich bis heute nicht wesentlich geändert.

Mit Verfügung des Amtsgerichts Buxtehude vom 15.10.1958 ging die Verwaltung der Straße auf den Landkreis Stade über; sie wird nunmehr mit Kreisstraße 37 (K37) bezeichnet.

 

Wegegeld-Erheber

Um die Unterhaltung der Straße zu sichern, mußten Viehtransporte Wegezölle entrichten. Dort, wo heute Friedrich Höft wohnt, stand früher Johann Diedrich Thobaben als „Wegegeld-Erheber“ im Dienst der "Receptur zu Postmoor der Landstraße von Horneburg nach Harsefeld“. Die Wegegelder mußten an das Amt Harsefeld abgeliefert werden. J. D. Thobaben kam 1860 nach Postmoor und erwarb die Hofstelle Hs. Nr.4 (später Mehrkens). Zu dieser Hofstelle gehörte damals auch der heutige Hof, Hs. Nr. 12, von Friedhelm Höft. An der Strassenseite dieses Hauses waren im Fachwerkholz Ringe angebracht, woran Pferde oder anderes Vieh angebunden werden konnte. Diese Ringe waren noch bis zum Umbau des Hauses in den 70er bis 80er Jahren zu sehen. Im Hause selbst wurde neben der Wegegeldstation auch ein Ausschank betrieben. Es wurde die s. g. Krugnahrung gereicht.


(Ein „Sorten=Zettel“. Ein Abrechnugszettel des Wegegelderhebers D. Thobaben vom August 1861)

 

Fahrradweg zwischen Postmoor und Bliedersdorf

Bliedersdorf konnte als eine der ersten Gemeinden erreichen, daß ein Fahrradweg von Postmoor nach Bliedersdorf entlang der Kreisstraße ausgebaut worden ist. Sicherheitsgründe, insbesondere für unsere Fahrrad fahrenden Schüler, ließen diese Maßnahme in die erste Dringlichkeitsstufe aufrücken. Zusätzlicher Schutz vor zunehmendem Kfz- Verkehr sollte die bestehende Baumreihe bieten. Der Landkreis konnte aber erst tätig werden, nachdem anliegende Landwirte Grund und Boden der Gemeinde zur Verfügung gestellt hatten. Denn die Gemeinde Bliedersdorf mußte die erforderlichen Grundflächen erwerben. Nach langwierigen Verhandlungen einigte sich die Gemeinde mit den Anliegern auf DM 2.50 je m². Der Gesamtaufwand betrug DM 31.057. Am 14.03.1979 läßt der Landkreis dem Abwasserzweckverband wissen, daß sie im Mai diesen Fahrradweg bauen lassen will. Am 15.05.1979 erfolgte die Auftragsvergabe an die Firma Matthäi, den Fahrradweg von Postmoor bis zum Ortseingang von Bliedersdorf zum Angebotspreis von DM 202.136 auszubauen. Beim Ausbau wird gleichzeitig die Druckleitung für und zu Lasten des AZV mitverlegt.

Durch die ständig steigende Verkehrszunahme auf dieser Straße steigt leider auch die Unfallgefährdung!

 

Tragisches Ende einer Familienfahrt

Tragisch endete am Abend des 13.Januar 1984 für die Familie von Reinhold M.aus Fredenbeck die Fahrt zwischen Postmoor und Bliedersdorf. Bei diesem schweren Unfall wurde seine aus Bliedersdorf stammende Ehefrau Marita getötet, er selbst und seine beiden Kinder Holger (12) und Birte (9) überlebten schwer verletzt.

Als Reinhold M. gegen 18,28 Uhr gerade zwei andere Fahrzeuge in Richtung Bliedersdorf überholte, kam ihm aus der Gegenfahrbahn der Kreisstraße ein unbeleuchtetes Mofa entgegen. Beim Ausweichversuch geriet sein Auto ins Schleudern und knallte gegen einen Straßenbaum. Der Unfall ereignete sich in Höhe von Brüggmanns s.g. Flakgarten.

Der Mofa-Fahrer verschwand. Die Polizei suchte diesbezüglich vergeblich nach Zeugen. Reinhold M. ist im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen; er hat seine Frau nur wenige Tage überlebt.


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