Postmoorer Gewerbebetriebe
- zweites Standbein der Anbauern -

Über 300 Jahre Mühlenromantik
am Post-Moor

Vordermühle, Damm-Mühle, Wassermühle oder welche anderen Bezeichnungen noch zutreffen, auf alle Fälle ist sie eine Mühle in Postmoor. Über ihren geschichtlichen Werdegang wurde bereits an anderer Stelle berichtet.

Das Innenleben der Mühle hatte sich von Müller Heitmann über Albert Gieseler bis zu Willy Börner kaum verändert. Nur die Antriebstechnik ist im Laufe der Jahre erweitert worden. Alleine durch die Wasserkraft konnte die Mühle nicht rationell betrieben werden. Und so wurde 1894 auf dem Haus zusätzlich eine Windmühle installiert. Im Jahre 1899 schaffte Albert Gieseler zusätzlich auch noch eine Dampfmaschine zur Unterstützung des Mahlvorganges an. Allerdings konnte diese 1914 im Kriege wegen Kohlenmangel nicht mehr betrieben werden und wurde 1917 verkauft. 1935 übernahm Willi Börner zunächst pachtweise den Mühlenbetrieb, bis er ihn am 16.04.1957 kaufte. Börner war dazu übergegangen, zusätzlich die Elektrizität in Anspruch zu nehmen. Er baute den Betrieb zu einem modernen und leistungsstarken Mühlenbetrieb mit Landhandel aus.

Die gesamte Entwicklung in der Landwirtschaft sowie der Strukturwandel in Handel, Gewerbe und Industrie lassen ein Weiterbestehen dieser Betriebe leider nicht mehr zu. Heinz-Wilhelm Börner wird daher wohl einer der letzten in seiner Zunft gewesen sein, der diesen schönen Beruf ausüben durfte. Nachstehend ein Bericht über diese Mühle aus dem Jahre 1972, der schon sehr deutlich werden läßt, wohin die Reise der Mühlen gehen sollte!

 (Bericht über die Handwerkswoche in Horneburg aus dem Jahre 1972)


Die Postmoorer Schenkwirtschaft

Die Schenkwirtschaft in Postmoor, Hs. Nr. 5, wurde bereits seit der Gründung der Hofstelle im Jahre 1815 betrieben. Sie wurde am 28.04.1868 offiziell vom Königl. Amt Harsefeld konzessioniert.

1894 übernahm Johann Feindt, *08. 02. 1873, die Hofstelle, Postmoor Nr. 5. Sein Vater verstarb am 07.06.1894; seine Mutter verließ die Hofstelle und zog zu ihrem späteren zweiten Mann August Thobaben.

Wegen seiner unmündigen Geschwister, insbesondere wegen der noch heranwachsenden Schwestern, wurde ihm am 12.01.1895 die Konzession zum Betreiben seiner Schenkwirtschaft in Postmoor durch den Kreisausschuß des Kreises Stade entzogen. Seine diesbezügliche Klage wurde abgewiesen.

Trotz der Unterstützung durch den Gemeinderat von Bliedersdorf (nachstehend im Wortlaut wiedergegeben) und der Eingabe des Vormundes und Onkels der unmündigen Kinder, Friedrich Sandleben, Großvater von Herbert Heins, konnte die Entziehung der Konzession nicht verhindert werden. Hier die diesbezügliche Stellungnahme des Gemeinderates vom 20. Juli 1894:

An das „Königl. Landratsambt zu Stade!“

Die unterzeichneten Mitglieder des Ausschusses zu Bliedersdorf welche einstimmig für die Feindt,sche Schenkwirtschaft zu Postmoor gestimmt; weil dieselbe Bedürfniß ist, begründen auf Wunsch des Antragstellers nochmals wie folgt: Die Dorfweiden liegen eine Stunde vom Dorfe entfernt, wenn auf den Weiden ein Stück Vieh im Graben, eine Kuh kalbt, so wird Hülfe aus der Wirtschaft geholt. Erkrankt ein Stück Vieh so kann es dort hinein gebunden werden, ebenso können die Dienstbohten welche zum Melken gehn bei Unwetter dort Schutz suchen. Wir bescheinigen demgemäß das Bedürfniß dieser Wirthschaft in Postmoor.

unterthänigst
Der Gemeinde Ausschuß
zu Bliedersdorf. 8 Unterschriften

Sägewerk und Holzhandel

Seit 1852 besteht das Sägewerk mit Holzhandlung Brüggmann KG.

Hinrich Brüggmann, *1828, legte den Grundstein für dieses heute so bedeutende Unternehmen. Mit dem Holzhändler und Anbauern Carl Friedrich Schweitzer, Postmoor Nr. 4, spätere Hofstelle von H. Mehrkens, arbeitete Brüggmann zusammen. Schweitzer ist früh verstorben; seine Witwe konnte die Hofstelle nicht halten. Die Hofstelle kaufte der Böttcher Johann Dietrich Thobaben aus Bliedersdorf. Den Holzhandel übernahm am 23.10.1860 Hinrich Brüggmann und erweiterte dadurch sein bestehendes Geschäft.

Zur 125jährigen Jubiläumsfeier des Betriebes Brüggmann erschien im Stader Tageblatt vom 02.06.1977 nachstehender Zeitungsartikel, der die Entwicklung des Sägewerkes und der Holzhandlung bis dorthin eindrucksvoll nachzeichnet (s. nächste Seite).

Hans Brüggmann hat nach dem Tode seines Vaters den Betrieb 1987 voll übernommen.

Unter Vorgabe der Gestaltungsmöglichkeiten in den vorgegebenen Bebauungsplänen baute er den Betrieb nach betriebswirtschaftlichen Erkenntnissen rationell und modern weiter aus. Ein noch größerer und leistungsstärkerer Gatter, computergesteuert, kam zum Einsatz. Nachdem Werner Becker als Sägemeister in Rente gegangen ist, wird die Bedienung des Gatters von Heino Bardenhagen, Postmoor, wahrgenommen.

Die umfangreiche Erweiterung seines Betriebsgeländes im Bereich des Bebauungsplanes Nr. 9 gibt Brüggmann die Möglichkeit, eine rationelle Holzvorbehandlungsanlage zu schaffen. Diese neue Rundholzbehandlungsanlage wurde auf dem erweiterten Grundstück installiert. Mit dieser computergesteuerten Anlage wird die Holzausnutzung optimal berechnet und mit der auf Schienen montierten mobilen Säge auf Länge abgeschnitten und zur weiteren Verarbeitung ins Sägewerk befördert.


(Zum 125jährigen Jubiläum ein Bericht aus dem STADER TAGEBLATT)


Püttjer Meyer

Dieser Name hat einen ganz realen Hintergrund. Friedhelm Höfts Urgroßvater mütterlicherseits, Hermann Johann Jürgen Meyer, der die jetzige Hofstelle, Postmoor 12, 1879 übernahm, war von Beruf Töpfermeister. Er war mit seiner Frau aus Horneburg zugezogen, wo er dieses Handwerk bei Meister Nibbe erlernt hatte; 1852 bestand er seine Gesellenprüfung. In Postmoor hat er diesen Beruf neben der Betreibung der Anbauerstelle ausgeübt.

Von der ehemaligen Diele aus gesehen, befand sich hinter der Küche zur Hofseite die Püttjerei mit Ofen und in der Wand eingelassenen Borden zum Trocknen der Töpfersachen. Friedhelm Höft mußte bei der Modernisierung seines Hauses viele Mühe aufwenden, um die vielschichtige Wand zur Stirnseite hin, wo der Ofen gestanden hatte, abzutragen. Nachfolger Hermann Meyer hat dieses Handwerk nicht mehr ausgeübt. Neben der Landwirtschaft hat er Fuhrgeschäfte mit seinem Pferdegespann ausgeführt. Hermann Meyer war vom 29. Mai 1934 bis 07. Mai 1958, mithin 24 Jahre Bullenbruchsvorsteher. Ein Amt, das er mit voller Hingabe und großer Umsicht ausgefüllt hat.


(Lehrbrief des späteren Töpfermeisters Johann Jürgen „Püttjer“ Meyer aus dem Jahre 1859)

Von Petroleum zur Kohlen- und Ölhandlung

Bis zur Einführung der Elektrifizierung hatte Johann Feindt mit Petroleum gehandelt. Diesen Handel hatte er nach 1914 von Witwe Christine Quast übernommen. Ihr Mann, Johann Quast, der schon 1914 im 1. Weltkrieg gefallen war, hatte 1911 auf dem Grundstück, heute Postmoor 20, einen Schuppen für seinen Petroleumhandel errichtet. Dieser schwarze Schuppen steht heute noch bei Feindts auf dem Hof. Wilhelm Grewe kann sich noch erinnern, daß er im 1. Weltkrieg als alles rationiert war, für sein Elternhaus in der Marsch bei Quast in Postmoor mit einer 5 Ltr.-Kanne Petroleum geholt hat.

Nachdem Johann Feindt aus dem 1 Weltkrieg heimgekommen war, übernahm er am 28.03.1919 die von Christoph Köpcke in Postmoor, heute 15a, betriebene Kohlenhandlung.

Seinerzeit erstreckte sich der Handel nur auf feste Brennstoffe. Die ersten Kohlenladungen wurden mit einem Ochsengespann vom Bahnhof Horneburg abgefahren. 1928 lösten Pferde das Ochsengespann ab. Der Kundenkreis wurde ständig größer; das Lieferprogramm wurde erweitert. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde mit Erfolg auch der Heizölhandel aufgenommen. Heute ist der Ölhandel das dominierende Geschäft. Mit der Erweiterung des Geschäftes ging natürlich auch der Fortschritt einher. Längst ist das Pferdegespann durch motorisierte Verkehrsmittel ersetzt worden. Seit 1984 hat Heinrich Feindt seine Kohlenscheune mit Lagerhalle an die Reitgemeinschaft „Peerstall Postmoor“ verpachtet.

Die Lohgerberei

1908 verlegte Karl Weichert seine Lohgerberei von Horneburg, Vordamm, nach Postmoor in das heutige Haus, Hangkamp 30. Gastwirt Weichert hatte dort 1907 eine größere Ackerfläche von dem Mühlenbesitzer Albert Gieseler erworben. Im äußersten Zipfel, weit ab von der übrigen Bebauung, am Rande des Hangkamps, wurde die Gerberei in der freien Feldmark errichtet. Seinerzeit war in Horneburg noch eine große Lederfabrik in den Fabrikgebäuden der heutigen Firma Hans Meyer in Betrieb. Diese Fabrik galt natürlich als Hauptabnehmer gegerbter Häute und Felle.

Sein Nachfolger, Wilhelm Weichert, der 1922 das Haus Postmoor 20 erwirbt, übernimmt auch gleichzeitig als Erbe die Lohgerberei seines Vaters. W. Weichert erweitert diesen Betrieb um eine Abdeckerei. Früher wurde totes Vieh einfach vergraben, wie der Flurstückname „Aaskamp“ in unserer Gemarkung beweist. Das Königliche Landratsamt hat z. B. im Juni 1914 die Gemeinde Bliedersdorf angewiesen, verendetes Vieh und dgl. in der Abdeckerei Horneburg entsorgen zu lassen. Der Landkreis ist dafür verantwortlich, daß die Entsorgung der Tierkadaver gewährleistet wird und trägt daher auch die nicht gedeckten Kosten. Neben dem Nutzen aus der Gerberei ließ Weichert die Tierkadaver verwerten bzw. aufbereiten und führte die Rohprodukte dem Handel zu. Dieses Geschäft war natürlich mit viel Gestank verbunden; wenn Südwestwind vorherrschte, durfte in Postmoor kein Fenster geöffnet sein. Im Volksmund war die Rede nur vom „Schinner“, man sprach vom Schinnerweg und Schinnerwagen usw.

Im Kriegsjahr 1943 wurde die Konzession zum Betreiben der Abdekkerei in Postmoor nicht verlängert. Ein Betrieb in Wiepenkathen erhielt die alleinige Genehmigung, dieses Geschäft mit Unterstützung des Landkreises zu betreiben. Weichert verlegte seinen Betrieb nach Pommern, mußte aber durch die Kriegsereignisse alsbald als Heimatvertriebener in seine alte Heimat zurückkehren. Das gesamte Anwesen von Weichert erwarb 1944 Johann Ecks aus Mittelnkirchen.

Zigarrenmacher Reindel

Manch einer wird heute staunen, was es für Berufe in Postmoor schon gegeben hat. Im April 1914 kam Ludwig Reindel, gebürtig in Bremen, mit seiner Familie zum Postmoor und bewohnte das s. g. Guttemplerhaus, er war gleichzeitig Hausmeister der Loge. Von Beruf war er Musiker und Zigarrenmacher, wobei das Herstellen von Zigarren sein Haupterwerb war. Seine ganze Familie war teilweise mit im Betrieb tätig.

Er hatte einen weitreichenden Kundenkreis, bis nach Hamburg lieferte er kistenweise seine Erzeugnisse. Seine Werkstatt hatte er im Hause, gleich links vom Flur das erste Zimmer mit Blick zur Straße. Es besuchten ihn nicht nur Käufer, nein, viele kamen auch auf’m Klönschnack mal rein. Meine Eltern kauften bei ihm immer zu Weihnachten Zigarren für die „Kohlenkunden“, eine Kiste „Helle“ und eine Kiste „Brasil“, wie ich mich erinnere. Die Zigarrenarbeiter waren neben den Buchdruckern, die ersten die sich in der Arbeiterbewegung engagierten. Auch L. Reindel war aktiv; er war vom 01.06.1919 bis 03.10.1934, als ihn die Nazis rauswarfen, Gemeinderatsmitglied in Bliedersdorf. Im Herbst 1939 ist die Familie Reindel nach Dollern gezogen, dort hatte der Sohn Ludwig ein neues Haus gebaut.

Schusterei Bartels

Friedrich Bartels wohnte mit seiner Familie seit 1915 im elterlichen Haus seiner Ehefrau Emma, geb. Schulz, in Postmoor Nr. 16. 1924 wurde er Besitzer des 1903 erbauten Hauses. „Friech Battels“ , wie wir ihn nannten, war Schuster von Beruf und hatte seine Werkstatt in dem genannten Haus. Sie lag gleich links, wenn man durch die Seitentür reinkam. Über einen kleinen Flur, der auch zur Küche und zu den anderen Wohnräumen führte, war man zur linken Hand gleich in der Schusterstube. Wenn er aus seiner Werkstatt blickte, schaute er auf das Haus von Grewe, konnte aber auch den Weg vor seinem Hause genau einsehen. Wir mochten gerne zu ihm gehen, weil er so „lögenhafte“ und mitunter auch „gruselige“ Geschichten zu erzählen wußte. Er hatte immer einen kleinen Schalk im Nacken, was uns besonders Spaß machte. Seine Kundschaft kam aus der ganzen Umgebung. Auch neue Schuhe und Stiefel hat er angefertigt.

Einmal erzählte er uns, wir waren damals schon etwas größer, da wäre eine Kundin aus der Nachbarschaft gewesen und wollte sich auch ein paar Stiefel anmessen lassen. Und wie er beim Messen gewesen ist, hätte sie gemeint: „Du muß mal ein bißchen höher messen“, wobei sie ihren Rock ganz hochgezogen hatte. Nein, das hätte er ja nicht gemacht, „denn de woll jo bloß nich betol’n!“

Wenn wir zum „Schooster“ wollten, mußten wir entlang der Sandkuhle gehen. Der einspurige „Footgängerpadd“ führte von der Straße entlang der Kante der ausgebeuteten Sandgrube und dem Acker von Fick (später Brüggmann) weiter über eine Stück gemeindeeigene Sandfläche, die überwiegend mit Birkenstrauch bestanden war. Landwirte hatten dort zum Teil auch ihre Rübenmieten angelegt. Dazwischen hatten wir als Kinder unsere Spiellandschaft mit Sandburgen und dgl. Hinter dem Acker von Fick, dort, wo heute die Häuser Thiele und Wiesing stehen, was auch der Gemeinde gehörte, hatte Bartels seine Ziegen und Schafe auf der vorhandenen Grasfläche rausgebunden. Später nach dem 2. Weltkrieg, mußte er diese Fläche hergeben, weil dort die Baracke aufgestellt werden sollte.

In den 50er Jahren legten sie sich auch noch einen kleinen Gemischtwarenhandel zu. Mutter Bartels fuhr mit dem Fahrrad über Land und verkaufte ihre Utensilien bis ins Alte Land und auf der Geest. Bei Wind und Wetter war sie unterwegs, und manches Mal mußte sie ihr Fahrrad schieben. Sie war aber immer guten Mutes und wußte durch ihr Herumkommen viel zu erzählen. Auch Bier konnte man flaschenweise bei ihr kaufen. Bekam man überraschend Besuch, lief man schnell mal eben zu „Tante Emma“ und holte ein paar Flaschen. So wie heute, daß man ständig Getränke im Haus hat, war das zu der Zeit absolut nicht.

Handwerksberufe in Postmoor
lt. Handwerksrolle von 1930

Nach Auskunft von Herrn Dr. Hans-Georg Augustin, Horneburg, Geschäftsführer a. D. der Handwerkskammer Stade, ist am 01. Januar 1930 bei der Handwerkskammer in Stade erstmalig eine Handwerksrolle eingeführt worden.

Von Postmoor wurden aus dieser Zeit die Handwerksberufe „Schuhmacher: Friedrich Bartels, Postmoor; und Müller: Albert Gieseler, Vordermühle“ nachgewiesen.

Zimmerei Wilhelm Winkelmann

Johann Winkelmann baute sich mit seiner Familie 1930/31 in Postmoor das Haus mit der jetzigen Hs. Nr. 23. Sein Sohn Wilhelm, der sich 1930 als Zimmerer selbständig gemacht hatte, hat die Zimmererarbeiten ausgeführt. Dort, wo heute Herolds wohnen, hatte er zunächst seinen „Timmerplatz“ eingerichtet. Er hatte diese Fläche von Blank-Dammann aus Bliedersdorf gepachtet. Am 08. November 1930 heiratete er Erna Brennecke, Tochter des Müllereibesitzers Wilhelm Brennecke, Schragenberg.

Das Geschäft florierte. 1935 kauften die beiden das Anwesen von Jacob Bohlmann, heute Hs. Nr. 14. Einen Teilbetrag des Kaufpreises wurde damit verrechnet, daß W. Winkelmann die Zimmereiarbeiten für die zu errichtenden Wohn- und Wirtschaftsgebäude von Bohlmann, der nach Groß-Sterneberg verzogen war, ausführte. Er bekam dann in Folge noch Anschlußaufträge durch die Neuansiedler in Sterneberg.

Das Geschäft lief so gut, daß er mehrere Gesellen beschäftigte. Mir sind z. B. noch bekannt: Bremer, Dietrich Grewe, Bruder von Wilh. Grewe, Hans Ropers und andere. Der Zimmereiplatz befand sich dort, wo heute Skalmowskis ihr Grundstück mit Wohnhaus haben.

Ergänzend betrieb Winkelmann auch eine Bautischlerei; er konnte dadurch die gesamte Holzverarbeitung am Bau anbieten. Neben Fenstern und Türen stellte er auch Treppen in allen Variationen her. Sein Geschäftsbereich ging von der hohen Geest bis in die Marsch. So hat er z. B. Wohngebäude für Walter Dammann in Grundoldendorf oder 1931 für Johann Gerken in Rutenbeck, um einige zu nennen, fertiggestellt. Seine Frau Erna stand ihm trotz ihrer Kinder immer tapfer zur Seite. Sie hat sogar im Betrieb die Kreissäge bedient. Ärger hatten Winkelmann und Bollmeyer durch ihren Nachbar Wilhelm Weichert, der den Koppelweg einzäunte und z. B. für Winkelmann die Langholzzufuhr fast unmöglich machte.

Kurz vor Beginn des letzten Weltkrieges, 1939, mußte Wilh. Winkelmann seinen Betrieb einstellen. Er selbst wurde zunächst kriegsdienstverpflichtet und mußte in Neu-Wulmstorf und später in Harburg arbeiten. 1945 wurde er auch noch in Bremervörde Soldat.

Familie Grund

- Kartoffel- und Kohlenhandel und Malereibetrieb -

Gustav Grund hat den Beruf eines Bäckers erlernt. Ab 1903/10 hat er mit seiner Familie in Neuenkirchen, heute Dorfstraße 59, gewohnt. Zwischen 1910 u. 1911 ist das Wohnhaus der Familie abgebrannt. Schon 1911 errichtet er in Nottensdorf, heute Dorfstraße 25 ein neues Haus mit Bäckerei.Am 2.1.1914 ist auch dieses Haus abgebrannt. Das Grundstück verkaufte er für 2800 Mark an Schmiedemeister Albers aus Tiste. Bis 1919 wohnt die Familie  in Horneburg. Tochter Hedwig wird aber schon 1919 in Postmoor geboren.

1923, in der Inflationszeit erwirbt der Händler Gustav Grund, gelernter Bäcker, für 100.000,- Mark die Abbauerstelle von Anna Engelken, geb. Brunkhorst, in  Post-moor, heute Nr. 35 (Altes Rasthaus). Grund handelte mit landwirtschaftlichen Produkten und mit Kohlen. Da er wenig Lager-möglichkeiten hatte, liefen seine Geschäfte meistens direkt vom Erzeuger zum Verbraucher, oder im Kohlengeschäft erfolgte der Verkauf meistens direkt ab Waggon von der Bahn aus.

Sohn Ernst war ein sehr begabter Maler. Er hatte sich schon mit jungen Jahren selbständig gemacht, und nicht nur Anstricharbeiten und Lackierungen ausgeführt, nein, zu seinem Angebot zählten auch Skizzen, Entwürfe, Schrift, Reklame und Dekorationen usw. Er ist leider noch 1945 im 2. Weltkrieg gefallen.

Stutenwagen

Zu meiner Kinderzeit kamen drei Bäcker- oder Stutenwagen, wie man früher so sagte. Zwei kamen aus Horneburg, und zwar Bäcker Stubbe vom Vordamm und Heinrich Duden, der für Bäcker Böhn, Marschdamm, fuhr. Und aus Bliedersdorf kam Bäcker Mehlbeck. Sie hatten alle ihre Kundschaft in Postmoor und lieferten in der Regel eine bestimmte Anzahl Brote direkt ins Haus, zumal, wenn die Landwirte selbst Korn über den Müller angeliefert hatten. Die Abrechnung erfolgte häufig auf Buch, wobei zu bestimmten Zeiten abgerechnet wurde.

Wir als Kinder freuten uns, wenn „de Stutenwogen“ kam, erhielten wir doch für gewöhnlich „unseren Stuten“, einen Amerikaner, eine Schnecke oder wenn’s mager ausfiel, einen Keks, halb mit Schokoladen- und halb mit Zuckerguß bestrichen. Die Horneburger Bäckerwagen stellten aus Altersgründen mit der Zeit ihr Kommen ein. Dafür bekamen wir aus Bliedersdorf zwei Lieferanten. Bäcker Fischer, für den Johann Heins den Bäckerwagen fuhr. Und als Fischer seine eigene Bäckerei eröffnete, wurde die bisherige Bäckerei von Adolf Hauschildt übernommen. Für ihn fuhr zunächst Annita Tewes und später Jupp und Marianne Prinz aus Postmoor. Vermerken möchte ich aber auch, daß Meta und ich Anfang der 50er Jahre eine Brotniederlassung von Bäcker Trost aus Horneburg in unserem Haus betrieben haben, auch eine interessante Erfahrung.

Der Milchwagen

Zum täglichen Straßenbild gehört auch unser Milchwagen. Seit Kriegsbeginn, 1939, als die Milch als Hauptnahrungsmittel rationiert wurde, belieferte uns der Milchmann Richard Köster aus Neukloster mit Meiereiprodukten. Zuerst war er motorisiert. Als es aber kaum noch Benzin gab, mußte er sich auf Pferd und Wagen umstellen. Und wenn es dann ganz schlimm kam, mußte er mit dem Fahrrad los, um seine Kundschaft täglich mit Milch zu versorgen. Die Milch gab es damals noch nicht in Tüten, aus größeren Kannen mit Voll- oder Buttermilch wurde jeweils mit einer Meßkelle die Milch geschöpft und dem Kunden in die mitgebrachte Milchkanne gefüllt.

Ein Großteil unserer Mitbürger waren s. g. Selbstversorger, sie hatten selbst Kühe bzw. Ziegen; sie ließen sich nur am Milchwagen sehen, wenn sie mal etwas Besonderes, wie z. B. Käse, haben wollten. Köster wendete mit seinem Gespann daher bei Wilhelm Winkelmann, denn weiter oben im Dorf gab es zu Anfang noch keine Kundschaft für ihn. Die Familie Wilh. Winkelmann war übrigens sein erster Kunde in Postmoor überhaupt, und Wilhelm ist es auch persönlich bis in sein hohes Alter, ja bis zu seinem Tode, geblieben. Treue wurde aber auch dem Milchmann Köster zuteil, als Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre von amtlicher Seite die Belieferung mit Milchprodukten in begrenzte Regionen erfolgen und konzessioniert werden sollte. Der neueingesetzte Milchlieferant Zügge aus Horneburg wurde aber von den Postmoorern total ignoriert, alle kauften weiter bei Köster. Da Köster den ganzen Krieg über uns immer treu geblieben war und wir nun ihm die Treue hielten, hat die Obrigkeit letztendlich ein Einsehen gehabt und Köster eine weitere Belieferung der Postmoorer zugestanden.

Nach dem Krieg hat er sich wieder motorisiert und bediente seine Kundschaft mit einem moderneren Lieferwagen. Im Laufe der Jahre ging die Viehhaltung und damit auch der Bestand an Milchkühen immer mehr zurück. Eine nicht immer leichte Umstellung für die Landfrauen, selbst mit dem „Melkkettel an’e Stroot to goon!“

Seit 1952 befährt bereits sein Sohn Hinrich, der 1974 ganz das väterliche Geschäft übernahm, die Verkaufsroute, und seit 1974 kommt er jeden zweiten Tag mit einem noch größeren Verkaufswagen. Die Molkereiprodukte sind nur noch ein Teil seines heutigen weitgefächerten Angebotes. Fast alle verpackten Nahrungsmittel, aber auch Brot und Kuchen, Zeitschriften und Tabakwaren sind beim ihm erhältlich.

Am 15. 01. 2000 kam er zum letzten Mal vorgefahren. Er und seine Frau, beide 65, haben sich in ihren wohlverdienten Ruhestand begeben. Unsere Frauen haben ihn mit einem großen Blumenstrauß verabschiedet. Und wieder gehen ein Stück  Überlieferung und eine besondere Art von Kommunikation verloren.

Herstellung von Sirup

Günther Praetzel wohnte mit seiner Familie u. a. in der Wohnbaracke in Postmoor oberhalb der Sandgrube. Die Nachkriegszeit zeichnete sich durch Mangel in allen Lebensbereichen aus. Erwerbslosigkeit war das Schicksal so mancher Familie. Und so kam Praetzel in dieser schlechten Zeit auf die Idee, aus Zuckerrüben Sirup herzustellen und zu vermarkten. Zuckerrüben waren im Tauschwege gegen das Fertigprodukt Sirup von den Bauern zu bekommen. In Verlängerung der Baracke in Richtung Süden ließ er in massiver Bauweise eine Küche anbauen, in der er mehrere Kessel zum Kochen der Rüben aufstellte. Das Geschäft florierte zunächst ganz gut. Je mehr aber sich der allgemeine Lebensstandard verbesserte, desto schlechter wurden die Absatzmöglichkeiten, und so hat er dann den Betrieb wieder eingestellt.

Am 01.09.1953 bietet Praetzel seine bisherige Sirupküche der Gemeinde Bliedersdorf zum Kauf an. Zum Preis von DM 1.500.-- sollte sie als Waschküche für die Bleibenden Verwendung finden. Er selbst zieht mit seiner Familie in sein neu errichtetes Haus nach Schragenberg.

Kräuter, Pudding und Pelztiere

Nach dem Krieg begann der Heimatvertriebene Schulrektor Finn auf dem angepachteten Grundstück von Johann Ecks eine Kräutersammelstelle einzurichten und zu betreiben. Finn war bis Kriegsende noch als Lehrer in der Horneburger Schule tätig gewesen. Fast alle wildwachsenden Kräuter wurden gesammelt, z. B. Brenn- und Taubnessel, Fieberklee, Gemeine Schafgarbe, Kamille und dgl. mehr, zum Teil in sehr großen Mengen.

So manch einer hat sich damit ein Zubrot verdienen können, zumal es damals noch recht schwierig war, überhaupt Arbeit zu bekommen. Erich Schoknecht erinnert sich, daß er für 1 kg Brunnenkresse 8 Pfennig bekommen hat. 1948/1949 stieg Otto Fischer mit in den Betrieb ein. Sie erweiterten das Geschäft auf die Produktion von Puddingpulver, Negerküssen u. dgl. Ihre Artikel trugen das Markenzeichen „Fi Fi“, was für Finn und Fischer stand. 1949 hat der Betrieb gebrannt, siehe entsprechenden Bericht unter „Feuersbrunst“. 1951 wurde der Betrieb von Albert Zameitat übernommen, gleichzeitig hat er das Grundstück von Johann Ecks käuflich erworben.

Zameitat hat sich wieder auf die Kräutersammlung spezialisiert und das Geschäft noch vergrößert. Auch schaffte er sich zusammen mit seinem Sohn Arno ein zweites Standbein an, sie gründeten 1963 eine Pelztierfarm und züchteten so edle Tiere, wie Nerze.

Nach dem Tode des Vaters 1974 wird das Anwesen verkauft. Käufer Claus Dunkhase hat den ganzen Gebäudekomplex zusammen mit seinen Schwiegereltern zu einem Zweifamilienwohnhaus aus- und umgebaut. Nachdem Schönemeiers ab 1985 es noch einige Jahre bewohnt hatten, ist es heute im Besitz von Hinrich Schulz und dient der Samtgemeinde Horneburg als Asylantenunterkunft.

Kraftfahrzeug

- Reparaturwerkstatt -

Kraftfahrzeugmeister Johann Winkelmann machte sich mit 25 Jahren selbständig. Er eröffnete 1964 in Postmoor auf seinem elterlichen Grundstück, Postmoor 23, eine Kraftfahrzeug-Reparaturwerkstatt. Sie war mit modernen Maschinen bestückt. Schon 1968 erweiterte er diese Werkstatt, indem er sie durch einen Zwischenbau an das Wohnhaus angliederte.

Sein Vater, Heinrich Winkelmann, der ebenfalls Kraftfahrzeugschlosser war, hat ihn nach Kräften unterstützt, obwohl er selbst bei Hermann Heintzen, an der B73, beschäftigt war.

Das Geschäft lief gut. Landwirtschaftliche Maschinen, Lkws und Pkws und alle sonstigen Motorfahrzeuge wurden hier repariert.

Die größeren Fuhrunternehmer kamen mit immer größeren Lkws zu Johann auf den Hof, was zur Folge hatte, daß Höhe und Länge der Werkstatt nicht mehr ausreichten.

Und so expandierte Johann Winkelmann 1984 nach 20-jähriger Eigenständigkeit erneut und vergrößerte seine Werkstatt, um auch diese Giganten der Landstraße gerecht zu werden.

Aber auch Schiffe standen aufgebockt zur Überholung auf dem Werkgelände der Firma, und es sah manchmal so aus wie auf einem Werftgelände. Johann selbst hat auch ein seetüchtiges Boot, mit dem er und seine Freunde viele schöne , zum Teil auch abenteuerliche Fahrten auf der Elbe unternommen haben.

Johanns Elly, seine „Püppi“ stand ihm stets zur Seite, sie hatte das büromäßige des Geschäftes zu erledigen. Johanns Werkstatt diente nicht nur Reparaturzwecken, nein, sie galt auch als Treffpunkt für Erfahrungsaustausch. Für Hobby- Fahrzeugbastler hatte Johann immer ein offenes Ohr, er war ihnen gerne behilflich und gab so manch guten Rat.

Leider hatte Johann einen Betriebsunfall erlitten, er hatte sich eine schwere Augenverletzung zugezogen. Er mußte arbeitsmäßig kürzer treten. Inzwischen betreibt sein Sohn Steffen nebenberuflich einen Ersatzteil- und Gebrauchtwagenhandel in der väterlichen Reparaturwerkstatt.

Johann und Elly haben sich aber ein Stück der großen Werkstatt für ihr privates Hobby gesichert. Ein modernes Kleinschwimmbad mit allen Raffinessen hat Johann in mühevoller Eigenarbeit entstehen lassen.

Sie dürfen jetzt beide ungehemmt gegen den künstlichen Strom schwimmen!.

Gewerbeansiedlung in Postmoor/Am Siedenkamp

Fensterbau Reiner Kintopf

Schon im Sommer 1992 begann Hinrich Schulz aus Bliedersdorf im neuen Gewerbegebiet zu bauen. Neben einem zweistökkigen Bürohaus mit einer Nutzfläche von ca. 400 m² und im Untergeschoß Garagen für einen Helikopter und Fahrzeuge wurde an der Straße eine Halle für die Produktion von Fenstern errichtet. Auf einer überdachten Fläche von rund 1000m², gut die Hälfte für den Produktions- und Lagerbereich, betreibt Reiner Kintopf die Firma Fensterbau GmbH, Am Siedenkamp 2. Im Eingangsbereich ist neben dem Büro und den Sozialräumen eine Empfangsdiele untergebracht, die auch als Ausstellungsraum dient. Die Firma stellt vor allem Aluminiumfenster her. Kunststoff- und Holzfenster werden aber auch über Partnerfirmen geliefert und montiert.

Außerdem liefert die Firma Kintopf alle Arten von Sonnenschutz-Einrichtungen, Stahl- und Feuerschutztüren sowie Garagentore und dergleichen.

Hubschrauberlandeplatz in Postmoor

Nun gehen sie auch noch in die Luft,.....die Postmoorer! Ja, sie waren zu Anfang skeptisch, Sollten die Hubschrauberflüge Geräuschbelästigungen für die nahe Hangkamp-Siedlung nach sich ziehen, war die Frage? Der Landeplatz wurde zur Verminderung des Lärmpegels schon mal hinter den Gebäuden angeordnet. Das Überfliegen von Postmoor ist nicht erforderlich. Schulz ließ zur Probe einen Hubschrauber starten und landen, um die Bedenken der Bürger zu zerstreuen. Seine regional breitgestreuten geschäftlichen Aktivitäten, insbesondere in den neuen Bundesländern, machen die Benutzung eines Helikopters erforderlich. Schulz startet und landet in der Regel einmal am Tag. Wenn man sich nicht gerade draußen aufhält, ist es kaum wahrzunehmen. Heute, nach dreijähriger Praxis, wird es kaum noch registriert.

Dritter im Bunde

Als dritter im Bunde siedelte sich die Firma Rainer Meretz GmbH vom Schragenberg bei uns im neuen Gewerbegebiet an. Eine große Halle für seine vier Fahrzeuge hat er schon auf dem 3.500 m³ großen Gelände errichtet. Nunmehr ist der Juniorchef dabei, sich hier, „Am Siedenkamp Nr. 1,“ auch ein Wohnhaus aufzubauen. Neben Vater und Sohn gehören drei weitere Fahrer zum Stammpersonal der Firma. Die Firma Meretz ist bekannt durch ihre jahrelange Bahnspedition, die der Vater, Willi Meretz, am 08.04.1957 mit Sitz auf dem Schragenberg gegründet hat. Neben der bahnamtlichen Spedition ist die Firma Haupttransporteur für die Firmen Hans Meyer, Geschäftsbücherfabrik in Horneburg, und die Bacardi-Produktion GmbH in Buxtehude. Sie ist darüber hinaus als Fuhrunternehmen für die Durchführung sonstiger Transporte gut bekannt.

 

 

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