„Brüggmann's
Schapp“, eine wundersame Bezeichnung für ein Haus, in dem eine Gastwirtschaft
betrieben wurde. Der plattdeutsche Name "Schapp" war gleichbedeutend
mit Schrank. Da das Gasthaus keinen Schnaps ausschenken durfte, diesen aber für vertraute Gäste aus dem Schrank holte,
ist der Name „Schapp“ zu einem
Begriff geworden. Im Schapp war pulsierendes Leben, hier wurde gefeiert,
getrunken; hier war immer was los, wie auch diese lustige Begebenheit
zeigt: Schuster August
Thobaben, ein lustiger Vogel, hat gerne einen zur Brust genommen und
im Suff auch gerne mal spektakelt. So wird erzählt, daß er der Wirtin
eine Geschichte von den drei Jungs vorgetragen hätte und zwar: „de Erste kööm vom Militär“, „goot Thobaben“,
rief die Wirtin; „de Tweete striek in’e Welt umher“; „ruhig, Thobaben“;
„de Drütte kommt von Tuchhuus her“, „rut, Thobaben“, empörte sich
die Wirtin und setzte ihn an die Luft.
Das erste Haus
an dieser Stelle soll im Jahre 1821 als Häuslingshaus der Vordermühle
errichtet worden sein.(s. Höfechronik und Geschlechterfolgen von Gerhard
Burfeind in der Bliedersdorfer Chronik). Der aus Steinkirchen stammende
Albert Brüggemann ließ es 1842 durch einen strohgedeckten Neubau ersetzen.
Seit dieser Zeit wird die Stelle im Volksmund mit "Brüggmann's
Schapp " bezeichnet. Als die Unterelbische Eisenbahn zwischen
Harburg und Stade in den Jahren 1880 (eingleisig) und 1894/96 (zweites
Gleis) gebaut worden ist, mußte wegen Brandgefahr (Funkenflug von
der Lokomotive) dies nahe am Gleis stehende Strohdachhaus mit Dachziegeln
abgedeckt werden. Am Sonnabend, dem 13.11.1880 fuhr der erste Zug
auf der neuen Eisenbahn von Harburg bis Horneburg hier vorbei. Vor dem Bau der B73 (Umgehungsstraße)
führte der Weg, der vor dem Gasthaus Schapp lag, über die Weide von
Blohm bis an den „Große-Wiesen-Damm“, dort hatten Schlichtings ihren
Brunnen, den s. g. "Sood", wo sie ihr tägliches Wasser holen
mußten. Im Herbst 1933 (siehe Artikel „Feuersbrunst“)
ist der „alte Schapp“ durch einen Schornsteinbrand bis auf die Grundmauern
niedergebrannt. Hein Schapp (Schlichting), so nannten ihn die Bürger, ließ zunächst die Brandruine mit einer Teerpappendecke abdecken und notdürftig zu Wohn- und Wirtschaftszwecken herrichten. Die Schlichtings haben dort noch eine Zeitlang gewohnt. Ruth und Ilse allerdings waren bei Freunden in Horneburg untergebracht. Im Juli 1935 wurde von der Firma Klaus Merkens die alte Brandruine abgebrochen. Mit Hilfe von Heinrich Voigt* wurde das Haus wieder aufgebaut. Schon am 03.09.1935 konnte Richtfest gefeiert werden, und am 15. 12. d. J. wurde das Haus seiner Bestimmung übergeben. * siehe bes. Artikel unter „H.C. Voigt“
Bliedersdorf blockiert Ansiedlung eines Discounters Auf dem Grundstücksgelände des ehemaligen Gasthauses "Schapp", welches sich heute mit Wohngebäude (nach einem Brand 1935 wieder aufgebaut), Wiesengelände und Wasserteich im Privatbesitz von Richard Wilke befindet, ist seit längerer Zeit zu vernehmen, dass hier ein größerer Einkaufsmarkt entstehen soll. Dieses Areal links vor dem Bahnübergang (zum Vordamm) gehört zwar überwiegend zum Bereich des Flecken Horneburg, das Wohngrundstück (vormals der alte Schapp) allerdings zur Gemeinde Bliedersdorf. Der Rat der Gemeinde Bliedersdorf hat nun in seiner Sitzung am 19. 04. 2004 einstimmig gegen die vom Flecken Horneburg beantragte gemeinsame Aufstellung eines Bebauungsplanes mit dem Ziel der Errichtung eines Lidl-Discountmarktes votiert. Mit diesem Beschluß hat der Bliedersdorfer Rat der Nachbargemeinde einen Strich durch ihre Rechnung gemacht. Lt. Bericht des Stader Tagesblattes vom 28.10.2004 hat der Ortsbürgermeister Beckmann von Hedendorf mit dem Voll-Discounter Lidl vertraglich geregelt, dass dieser Betrieb sich nunmehr in Hedendorf auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Thomforde ansiedeln wird. Das Postmoor-Areal zwischen Bundesstraße und Bahnlinie stand am 23.01.2006 erneut zur Beratung im Gemeinderat von Bliedersdorf an. Nach Vorstellung der Samtgemeindeverwaltung Horneburg, soll das genannte Gebiet mit dem Ziel neu überplant werden, dass das vorgesehene Mischgebiet auch für gewerbliche Nutzungen mit Ausnahme eines Lebensmitteldiscountermarktes in Frage kommen sollte. Bei zweiEnthaltungen und einer Gegenstimme der SPD-Fraktion wurde der beantragte Bebaungsplan auf den Weg gebracht. Schapp im neuen Haus Gastwirt Heinrich Schlichting hat 1937 ein neues Gasthaus weiter östlich in Richtung Verkehrskreuzung errichten lassen. Der Beiname"Schapp" wurde mit übernommen.Wenn vom Wirt die Rede war, wurde dieser "Hein Schapp" genannt. Nach seinem Tode am 18.04.1950 hat seine jüngste Tochter Ruth das Geschäft übernommen. Später hat sie das gesamte Anwesen an den Malereibetrieb Weidtke auf Leibrente übergeben..der das Grundstück zum Teil für sein Malergeschäft in Anspruch nahm. Das Gasthaus wurde aber verpachtet. Die Pächter konnten sich aber nicht lange halten, wie z.B. zuletzt die so genannte " Brutzel-Minna". Nunmehr folgte im Juli 2008 ein Barbetrieb, der s. g. "Rauchfang" , der als Bordell betrieben werden soll. Ruth Schlichting ist am 01. Dezember 2006 verstorben. Der Begriff "Rauchfang" hat ausgedient, nunmehr (Mitte August 2009) wird das Gasthaus mit "Club 37" bezeichnet und dient weiterhin als Bordell. Entsprechende Werbungen werden in der Rubrik Kontakte mit der Bezeichnung "Nachtclub 37" im Stader Tageblatt laufend veröffentlicht. |
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