Die leidvollen Weltkriege (B)

2. Weltkrieg

Gefallene und Vermißte aus Postmoor

Vorname; Name
gefallen
aus dem Hause
Hans Stubbe 12.01.1942 Hangkamp 15a
Ernst Bardenhagen 1943 Hangkamp 15a
Friedrich Höft 19.07.1944 (verm.) Postmoor 12
Ernst Reindel 24.08.1944 Postmoor 22
Heinrich Riebesell 01.02.1945 Postmoor 22
Henry Feindt 13.03.1945 Postmoor/B73
Horst Weichert 26.03.1945 Postmoor 20
Ernst Grund 05.04.1945 (verm.) Postmoor 35

Krieg darf es nie wieder geben;
Wer dafür, der sei verflucht!
Wir wollen in Frieden leben,
Dafür sei der Kampf gesucht!

                        Heinrich Voigt


Kriegsereignisse in und um Postmoor

Im zweiten Weltkrieg wurde auch unsere Heimat zum Kriegsschauplatz. An Postmoor ist der 2. Weltkrieg nicht spurlos vorübergegangen, nein, so wie überall, hat er auch bei uns seine Spuren hinterlassen.

Hier soll über Kriegsereignisse berichtet werden, in die Postmoor verwickelt gewesen ist.

Scheinwerferstellung

Auf der Ackerfläche gleich hinter Brüggmanns Wirtschafts- und Wohngebäude, Postmoor 1, war während des letzten Krieges eine Scheinwerferabteilung der Luftwaffe im Einsatz gewesen. Jede Nacht oder während der Dunkelheit, wenn sich feindliche Flugzeuge näherten, suchten die Scheinwerfer den Himmel ab, um sie ins Blickfeld zu bekommen und die Flak bei der Abwehr zu unterstützen. Nur relativ wenige Abschüsse waren zu verzeichnen.

Edgar Bellmann erzählte mir, daß im Sommer 1944 ein abgeschossener Engländer mit dem Fallschirm bei ihnen hinterm Schuppen, der am Koppelweg steht, runtergekommen wäre. Schlachter Wilhelm Rogge hätte ihn, mit einem Gewehr bewaffnet, nach Horneburg abgeführt.

Zuerst haben noch ausgebildete Luftwaffensoldaten in der Scheinwerferstellung Dienst verrichtet. Je länger aber der Krieg dauerte, desto mehr wurden diese Soldaten an die Front geschickt. Einer davon war Willi Tewes aus Bliedersdorf, einer der vielen, die nicht zurückgekehrt sind. Als Ersatz kamen Volkssturmmänner, wie z. B. Heinrich Schlichting (Hein Schapp), August Dammann u. a. zum Einsatz.

Als letzte Reserve aber wurden junge Mädchen zu diesem Dienst verpflichtet. In Baracken, die nicht weit von der Stellung entfernt standen, waren sie untergebracht. Nach der Kapitulation hatten drei von ihnen, weil sie nicht gleich nach Hause, nach Westfalen konnten, bei Familie Johs. Bellmann Unterschlupf gefunden. Erst im Spätsommer konnten sie zu ihren Eltern zurück.

Edgar Bellmann erzählt noch heute, daß er und Fritz Eyßner die Mädchen in ihrer Heimat, in Witten an der Ruhr, besucht hätten. Im Bremserhäuschen eines Güterwaggons hatten sie die beschwerliche und abenteuerliche Hin- und Rückreise unternommen, dafür aber kostenlos. Ein weiteres Mädchen war Gisela Reese, sie wohnte später mit ihren Eltern in einer ehemaligen Baracke der Scheinwerferstellung in der Sandkuhle, dort, wo heute Feindts und Ternes Gärten aneinandergrenzen. G. Reese wurde später die Ehefrau von Richard Feindt.



(Flak-Helferinnen in der Schweinwerfer-Stellung in Postmoor im Jahre 1945. Von links: Lissy Herberg, Margot (?), Ingelore Nolte, Else Hackbart)



(STADER TAGEBLATT v. 2. 8. 1993)


Kriegsgefangene und
„fremdvölkische“ Arbeitskräfte

Da fast alle Männer zum Kriegsdienst einberufen waren, kamen auch in Postmoor Kriegsgefangene und andere fremdländische Männer und Frauen in der Landwirtschaft zum Einsatz. Feindts hatten z. B. den Franzosen Henry Picavet beschäftigt. Die Gefangenen wohnten in Bliedersdorf in der Gemeinschaftsunterkunft auf dem Saal des Gasthauses „Fitschen“. Sie wurden morgens unter Bewachung gebracht und abends wieder abgeholt. Es war u. a. verboten, mit ihnen an einem Tisch zu essen oder sonst über Gebühr mit ihnen Kontakt zu pflegen. Je weiter der Krieg über Europa ausgedehnt wurde, desto unterschiedlicher waren die Menschen, die u. a. auch hier zum Einsatz kamen. Bei Brüggmann war z. B. eine Ukrainerin mit dem Vornamen Steffka kriegsverpflichtet.

Konzentrationslager an der Gemeindegrenze

An unserer Dorfgrenze zu Horneburg, hinter dem Sportplatz, war ein Konzentrationslager in mehreren Baracken eingerichtet gewesen. Die ca. 300 Häftlinge (zumeist ungarische Jüdinnen) waren als Zwangsarbeiterinnen bei der Röhrenfabrik Philips- VALVO, die von Hamburg ausgesiedelt war, tätig. Im Februar/März 1945 wurde das Lager von der SS aufgelöst. Die Inhaftierten wurden zunächst zum Außenkommando "Porta" und im April 1945 nach Bergen Belsen deportiert. Fast alle Horneburger Häftlinge sind dort umgebracht worden.

Am 27.01.1999 wurde seitens des Fleckens Horneburg ein Gedenkstein an diesem Standort eingeweiht. Die Gedenkrede hielt Ignatz Bublis, Vertreter der Juden in Deutschland.  ( J. Bublis ist im August 1999 gestorben)


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